München:Zeit der Gründer

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Vorreiterrolle in der Region München: Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) in Martinsried besteht schon seit dem Jahr 1995. (Foto: Robert Haas)

Die vier Technologiezentren in Stadt und Landkreis München sind sehr erfolgreich - nun kommt ein fünftes hinzu

Von Stefan Galler

Die Schaffung zukunftsorientierter Arbeitsplätze, die Stärkung der Innovationskraft der örtlichen Wirtschaft, die Bindung von Fachkräften - all das sind Faktoren, die eine leistungsfähige Region auszeichnen. Der Landkreis München, der zu den Boomregionen Bayerns zählt, überlässt auf diesem Gebiet nichts dem Zufall: Bereits jetzt ist man finanziell an vier Technologie- und Gründerzentren beteiligt, um Start-ups zu unterstützen. Die Eröffnung eines fünften solchen Zentrums - unter Federführung von Airbus am Luft- und Raumfahrtcluster Ottobrunn/Taufkirchen - steht unmittelbar bevor. Grund genug, die Geschäftsführer der vier bereits etablierten Gründerzentren in die jüngste Sitzung des Kreisausschusses einzuladen und sich einen Überblick geben zu lassen über deren Aktivitäten.

Die Vertreter aller vier Zentren machten vor allem eines klar: Ohne Vernetzung geht nichts, die Start-ups, die sich in Unterschleißheim, Garching, Martinsried und im Münchner Werksviertel zusammengetan haben, profitieren vom Austausch untereinander, aber auch von organisierten Workshops mit Experten. Alle vier Gründerzentren schreiben geradezu sagenhafte Erfolgsgeschichten.

So berichtete Rudolf Hackenmüller, Geschäftsführer der Accelerator Community Unterschleißheim (ACU), an der der Landkreis mit 25 Prozent beteiligt ist, von der enormen Entwicklung des Gründerzentrums seit der Eröffnung 2016: Die Büroräume seien seither nahezu vollständig belegt, weshalb man im August 2019 den Platz von bisher 348 Quadratmetern mehr als verdoppelte. Hackenmüller geht davon aus, schon bald die vergrößerten Büroflächen komplett vermietet zu haben. "Ein weiteres Stockwerk wäre wünschenswert."

Über deutlich mehr Platz verfügt das "Werk 1", das Gründerzentrum für Medienunternehmen auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände am Münchner Ostbahnhof, das früher in Unterföhring beheimatet war und an dem der Landkreis mit zehn Prozent beteiligt ist. Zur Verfügung stehen 4800 Quadratmeter Gesamtfläche, seit der Eröffnung 2013 haben sich insgesamt 111 Start-ups dort eingemietet, sie widmen sich beispielsweise der Entwicklung von Computer- und Konsolenspielen, Verschlüsselungstechnologien oder der Digitalisierung der Versicherungsbranche. Werk-1-Geschäftsführer Florian Mann bezeichnet das etwas "roughe, bunte, kreative" Erscheinungsbild des Werksviertels als "ideales Umfeld für digitale Start-ups".

Allerdings habe man in Deutschland Nachholbedarf, was die Entwicklung richtig wertvoller Firmen betrifft, so Mann: "Die kommen in erster Linie aus den USA und China. Erst auf Platz 59 folgt SAP als wertvollstes deutsches Unternehmen." Gründerzentren wie das Werk 1 würden ihren Beitrag dazu leisten, dass sich das womöglich irgendwann ändern könnte.

Seit 2002 bietet das Garchinger Technologie- und Gründerzentrum (Gate) jungen Unternehmern die Möglichkeit, auf dem Markt Fuß zu fassen. Auf 5000 Quadratmetern Büro- und 500 Quadratmetern Hallenfläche tummeln sich Start-ups aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Automotive, Big Data und nicht zuletzt Medizintechnik. Eine Vorreiterrolle im Bereich der Gründerzentren im Landkreis hat die Fördergesellschaft IZB in Martinsried inne, die es schon seit 1995 gibt und Biotech-Firmen eine Heimat bietet. "60 Prozent aller Gründungen finden in diesem Sektor statt und 30 Prozent aller Medikamente werden in der Metropolregion München entwickelt", sagt Geschäftsführer Peter Zobel. Etwa 200 Start-ups hätten sich in den letzten 23 Jahren in Martinsried versucht, "gerade Mal acht gingen insolvent", so Zobel.

Im Jahr 2017 wurden die Projekte der Start-ups im IZB mit 2,3 Milliarden Euro finanziert, was verdeutlicht, welch wichtiger wirtschaftlicher Faktor die Gründerszene ist - und auch, wie groß das Vertrauen von Geldgebern in die jungen Unternehmer ist.

Auf dem IZB-Gelände, auf dem es seit elf Jahren keinerlei Leerstand mehr gegeben hat, will Peter Zobel die perfekten Rahmenbedingungen bieten. Neben edlen Restaurants und Cafés und dem Hotel Campus at Home gehört dazu auch die Kinderbetreuung: "Wir haben mittlerweile 120 Kitaplätze. Das ist heutzutage notwendig, um gute Leute hierher zu ziehen."

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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