Umwelt:Einkaufen ohne Verpackungsmüll? Dieser Sticker verrät, wo das in München geht

Rehab-Kampagne müllfreieres Einkaufen

Johanna Koch, Jakob Kremer und Laura Papke (v. li.) haben mit anderen Engagierten vom Verein Rehab Republic die Aktion "Einmal ohne bitte" gestartet.

(Foto: Jan A. Staiger)
  • Der Verein Rehab Republic will das müllfreie Einkaufen auch im Laden um die Ecke möglich machen.
  • Das Ziel ist, dass irgendwann alle Läden, in denen man seine eigenen Boxen und Beutel mitbringen kann, einen entsprechenden Sticker an der Tür kleben haben.
  • Umweltreferat und das Kommunalreferat der Stadt unterstützen die Kampagne.

Von Pia Ratzesberger

Neulich hat er einen Kaffee zum Mitnehmen bestellt. Das mag erst einmal nicht nach einer großen Sache klingen, doch Jakob Kremer wollte den Kaffee in seinen eigenen Becher füllen lassen, und das ist für viele Verkäufer dann doch eine große Sache. Manche lehnen die Becher aus Prinzip ab, andere haben Angst, einen Fehler zu machen, und im Fall von Jakob Kremer nahm der Verkäufer den Becher zwar entgegen, füllte den Kaffee aus dem Automaten aber erst in einen Pappbecher und schüttete ihn von dort in den Becher des Studenten. Die Pappe kam also dorthin, wo Jakob Kremer sie eben nicht haben wollte. In den Müll.

Es ist nur ein Beispiel von vielen für absurde Situationen, in denen man sich wiederfindet, wenn man versucht, weniger Verpackungen zu verbrauchen und weniger Müll zu hinterlassen. Jakob Kremer und seine Mitstreiter vom Verein "Rehab Republic" haben deshalb jetzt das Label "Einmal ohne, bitte" geschaffen - das soll den müllfreien Einkauf einfacher machen. Das Ziel ist, dass irgendwann alle Läden, in denen man seine eigenen Boxen und Beutel mitbringen kann, einen Sticker an der Tür kleben haben, so dass man sofort weiß, dass man dort ohne neue Verpackungen einkaufen kann. Das Umweltreferat und das Kommunalreferat der Stadt unterstützen die Kampagne, auf einer Karte im Internet kann man nachsehen, welche Betriebe mitmachen.

Und dabei fallen vor allem viele Filialen von der Metzgerei Vinzenzmurr auf. Man könnte meinen, dass man an einer Theke mit rohem Fleisch erst recht keine Chance habe, wenn schon Tankstellen oder Cafés ein Problem damit haben, einen Kaffee in einen mitgebrachten Becher auszuschenken. Doch Geschäftsführer Markus Brandl sagt dazu nur: "Die Leute von Rehab Republic haben bei uns offene Türen eingerannt." Seine Verkäuferinnen und Verkäufer gäben schon länger Fleisch in eigene Boxen ab, man könne in seinen Filialen mittlerweile auch entsprechende Behälter kaufen. Die Kunden müssen die Boxen dann auf ein Tablett stellen, damit sie nicht mit der Theke in Berührung kommen, die Verkäufer lassen das Fleisch hineinfallen. So vermeide man, dass Keime von den mitgebrachten Boxen auf andere Waren gelangen könnten, sagt Brandol. Manchmal brauche es aber trotzdem noch ein wenig Verpackung. Wiener und Schinkenwurst zum Beispiel könne man zusammenlegen, doch das Roastbeef müsse man in Papier einschlagen, "damit das nicht auf den Schinken saftet".

Auch kleinere Betriebe wie der Naturkostladen Schmatz oder die Metzgerei Liedl machen mit, auch dort hatten Kunden zuvor schon ab und an eigene Boxen mitgebracht. Eine ältere Dame habe bereits vor vielen Jahren regelmäßig ihren Kochtopf in den Laden getragen, um sich ein warmes Essen abzuholen, berichtet der Inhaber, Martin Köck. Doch im vergangenen Jahr habe die Nachfrage zugenommen. Auch bei Feinkost Käfer heißt es, immer mehr Stammkunden hätten zuletzt Mehrweggläser mitgebracht, man sei nun auf der Suche nach einem neuen Material für die sogenannten Käferboxen, die bislang aus Kunststoff hergestellt werden.

Zuerst waren es vor allem die neuen Unverpackt-Läden, die Kritik am Plastik übten, doch mittlerweile setzen sich auch immer mehr traditionelle Geschäfte mit ihren Verpackungen auseinander. Der Verein Rehab Republic will das fördern, will das müllfreie Einkaufen auch im Laden um die Ecke möglich machen, wie Johanna Koch sagt, die das Projekt leitet. Die neuen Aufkleber an den Türen sollen vor allem die Kunden aufmerksam machen, die bislang noch nichts von den Boxen und Beuteln wissen, man wolle "raus aus der Blase". Die bislang gedruckten Aufkleber reichten allerdings noch nicht einmal für alle Filialen von Vinzenzmurr, Koch wird nachbestellen müssen. Vielleicht auch auf Vorrat. Denn sie ist sicher, dass bald noch mehr Läden dazukommen werden - und irgendwann womöglich auch andere Städte.

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