Mitten in Schwabing:Campen im Hotel California

Das Outdoor-Wochenende ist geritzt, wenn man die richtigen Nachbarn hat. Aber Vorsicht: man muss das geliehene Material auch gut behandeln

Kolumne von Nicole Graner

Vermutlich haben die Hardcore-Camper den nicht zeltaffinen Nachbarn gedrängt. Vermutlich auch seine Kinder. Und vermutlich war das Wochenende lange ausgemacht für ein Familien-Outdoor-Wochenende mit den Vätern. Vermutlich. Denn trotz aller deutlicher und ausnahmsweise auch einhelliger Wettervorhersagen mit viel Regen und Gewitter sollte das Projekt durchgezogen werden. Unbedingt, bloß: Der Nachbar hat kein Zelt. Nun, dafür gibt es ja andere Nachbarn, die einen Extra-Schrank haben mit allem Schnickschnack, den man als Camper, Kanute und Bergwanderer so braucht. Aus mehreren Zelten also das große "Hotel California" herausgesucht - mit einem Abteil für den Papa, einem für die Kinder. Und für das wohlige Schlafbefinden muss - auf jeden Fall für den Erstcamper - eine kuschelige Unterlage her. Sonst campt er nie wieder. Also die schöne, sich selbst aufblasende Matratze raus, Isomatten für die Kinder.

Und eine kurze Einführung. Vorsicht bei den Teleskop-Zeltstangen, am besten zu zweit aufbauen und mit leichtem Gegendruck, damit sie nicht in der Lasche aufgehen. Und gut abspannen! Wegen des Regens! Und so weiter. Einen Tag später: Der Nachbar schickt via Whats-App ein Bild. Er hat es geschafft. Das Zelt ist aufgebaut. Nicht abgespannt zwar, aber, Respekt. Immerhin.

Natürlich hat es den campenden Nachbarn eingeregnet. Und wie. Geschlafen hätten sie wie die Bären. Waren so schön einschläfernd, die Tropfen auf dem Zelt. Und diese Matratze! Tolle Sache, das Campen. Er könne es sich wieder vorstellen. Nur mit dem Einpacken - ja, das sei so eine Sache gewesen. Vor allem, wenn das Zelt nass sei. Er habe es mal versucht, alles ein bisschen getrocknet.

Ach, ein bisschen trocken? Das Zelt muss trocken in die Hülle, unbedingt! Der Nachbar hat sich bemüht, aber es half nichts. Alles musste wieder raus aus der Hülle. Und weil es so nass war und draußen mal wieder geregnet hat, schnell Stühle und Tisch verrückt und das Zelt im Wohnzimmer aufgebaut - ohne Abspannen natürlich! Dafür die Matratze ins Zelt gelegt - was für ein Nickerchen!

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