Ob die Verengung der Ludwigsbrücke von vier auf zwei Fahrspuren den Verkehr zwischen Isartor und Rosenheimer Platz beruhigt oder unnötig aufstaut, bleibt gut drei Monate nach der Stadtratsentscheidung vom 10. April umstritten. Die Auswirkungen werden sich schon bald zeigen, zunächst während der zweijährigen Bauzeit, später dauerhaft: Einen Sanierungsbeginn 2020 hält das Baureferat aufgrund der Schäden für "nicht aufschiebbar" und "unumgänglich", wie es in einer Anfang Juli vom Bauausschuss gebilligten Projektbeschreibung heißt.
Nur am Rande ging es in der Diskussion um das 25 Millionen Euro teure Vorhaben bisher darum, wie Fußgänger und Radler während der Bauphase sicher über die Isar kommen. Außerdem braucht es eine Trasse für Versorgungsleitungen ("Sparten"). Das Baureferat empfiehlt dem Stadtratsplenum, das am 24. Juli über das Projekt entscheiden wird, den Bau von vier je 2,5 Meter breiten Behelfs-Viadukten beiderseits der Brücke. Die Isarufermauern an der nordöstlichen Museumsinsel dienen dafür als Träger und müssen vorab auf einer Länge von 30 Metern instandgesetzt werden, was etwa 800 000 Euro kostet. Für die Behelfsbrücken selbst sind noch einmal 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Schon nach den Sommerferien wird man dazu voraussichtlich fünf Bäume fällen müssen.
Ralf Wulf, Abteilungsleiter im Baureferat, erläuterte das Behelfsbrücken-Konzept nun im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1). Das Referat legt dem Stadtrat auch eine Lösung ohne und eine kleinere Variante mit zwei südlichen Behelfsbrücken vor. Für die große Lösung mit vier Übergängen sprechen laut Wulf vor allem die guten Erfahrungen mit der Behelfsbrücke über die Autobahn A 94 während der Bauma-Messe im Frühjahr 2019. Das Kreisverwaltungsreferat, so Wulf, hätte lieber drei bis vier Meter breite Stege gesehen. Für die schmalere Zweieinhalb-Meter-Variante hatte sich das Baureferat einerseits aus Kostengründen entschieden, da sie mit Standardelementen umgesetzt werden kann. Zugleich fordern die schmalen Stege aber auch geringere Eingriff ins angrenzende Grün. Geschont werden könne so eine Schwarzpappel an der westlichen "inneren" Ludwigsbrücke und zwei Rosskastanien an der "äußeren" östlichen. Natürlich erwartet auch Wulf, dass es auf den schmalen Stegen eng wird. Radlern empfiehlt er daher, im Zweifelsfall lieber auf die Fahrbahn auszuweichen, wo sie im Tempo-30-Verkehr mitfließen können - oft wird der Verkehr dort wohl auch langsamer rollen.
Um Klarschiff für die Baustelle zu machen, musste bereits Mitte Mai ein Blickfang weichen: Die zuletzt leuchtend blaulackierte Schiffsschraube wurde demontiert und wird nun auf der Schleißheimer Außenstelle des Deutschen Museums, bei der Flugwerft, restauriert. Mitte der 2020er-Jahre soll sie zurückkehren.
Noch nicht im Detail geklärt ist, wie und wo der Verkehr auf den Brückenzuläufen verengt wird, um den Rückstau gering zu halten. Zum Trichter für die Engstelle umgebaut werden muss mindestens der Bereich ab dem Gasteig beziehungsweise dem Isartor, vielleicht auch darüber hinaus. Für Stefan Blum (CSU) zeigt sich da, "was für ein Wahnsinn der fünfspurige Ausbau des Altstadtrings ist". Der BA hatte sich im Juni erneut dafür ausgesprochen, am Thomas-Wimmer-Ring nach Fertigstellung der großen Tiefgarage eine Fahrspur zu streichen. Er sieht sich nun bestätigt durch die anstehende Verschmälerung der Zweibrückenstraße. Die dortigen Radwege will das Gremium aber vorerst nicht auf die Fahrbahn verlegen und dafür Parkplätze streichen. Einen entsprechenden Grünen-Antrag lehnte der BA ab und hofft stattdessen auf ein baldiges Gesamtkonzept für die Ost-West-Achse.