Kapitales vom Rind:Ein bisschen Fleisch muss sein

Restaurant 'Kapitales vom Rind' in München, 2011

Küchenchef Sebastian Krase bietet seinen Gästen im Lokal "Kapitales vom Rind" gerne die besten Stücke an.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im alteingesessenen Schwabinger Rolandseck ist nun das KVR untergebracht. Allerdings steckt dahinter nicht das Kreisverwaltungsreferat, sondern das Retaurant "Kapitales vom Rind", das Steaks in Massen serviert.

Lisa Sonnabend

Die alten Stammgäste sind immer noch da - und das überrascht, denn vor einem Jahr hatte es mächtig Ärger gegeben: Das Traditionslokal Rolandseck in Schwabing musste schließen, da die Brauerei Arcobräu, der Eigentümer des Gebäudes, neuen Schwung in den Gastronomiebetrieb bringen wollte. Der Bierumsatz im Rolandseck war zuletzt angeblich arg zurückgegangen. Den Stammgästen passte dies gar nicht, konnte man in dem Lokal doch - insbesondere mittags - ausgesprochen günstig Bayerisch essen. Nun ist in die Räume des Rolandsecks das Restaurant Kapitales vom Rind gezogen. Abgekürzt wird es KVR, wie das Kreisverwaltungsreferat.

Der große Wirtsgarten ist nahezu unverändert geblieben. Im Sommer sitzt man hier lauschig unter einer Markise an einer kühlen, begrünten Mauer. Der Innenraum dagegen ist vor der Neueröffnung monatelang renoviert worden und wirkt nun wie eine auf neu getrimmte Version der bayerischen Gemütlichkeit.

Statt urtümlich bayerisch geht es nun mondän zu. Nur wenige Dinge haben die neuen Wirte, die auch das Zoozie's am Baldeplatz und das Ocui am Oberanger betreiben, vom Vorgängerlokal übernommen. An der Hausfassade ist noch immer ein Schild "Rolandseck" angebracht, im Inneren hängen Hirschgeweihe an der Wand und die Tische und Stühle sind noch immer aus Holz.

Der Raum ist nun jedoch in hellen Beige gestrichen, von der Decke baumeln Leuchten an langen Kabeln fast bis zum Tisch hinunter, wie es derzeit modern ist. An der Wand hängen comicartige Zeichnungen, die die Anatomie eines Rindes abbilden und den Gast verstehen lässt, was er gleich verspeisen wird.

Die Speisekarte ist aufwendig gestaltet: Auf der ersten Seite klebt ein Bierdeckel aus Filzstoff, im Inneren sind zwischen den Gerichten Fotos von glücklich dreinschauenden Kühen aus dem bayerischen Alpenvorland abgebildet. Neben Steaks gibt es auch Schnitzel, Leberkäse oder Fleischpflanzerl und Fisch.

Entscheidet sich der Gast für die Spezialität des Hauses - Steak, muss er sein Fleisch jedoch erst einmal erjagen. Er darf nicht gemütlich sitzen bleiben, sondern muss sich aufmachen zu einer Glasvitrine im Eingangsbereich. Dort liegen beeindruckende Fleischstücke von bayerischen, irischen oder argentinischen Rindern. Nachdem sich der Gast für ein Tier entschieden hat, landet das Stück auf der Waage. 100 Gramm irisches Hüftsteak kosten 5,90 Euro, die gleiche Menge Charolais Filetsteak gibt es für 8,90 Euro.

Die gut 200 Gramm schwere Portion Bayerisches Rumpfsteak (15,45 Euro) ist durchaus feiner als in gewöhnlichen Lokalen. Das Fleisch ist gerade richtig durchgebraten und sehr saftig. Dazu gibt es leicht fettige, aber perfekt gewürzte Rosmarinkartoffeln (2,80 Euro).

Als zweites Gericht bestellen wir ein Wiener Schnitzel vom Kalb mit Bratkartoffeln (15,20 Euro). Die Größe ordentlich, der Geschmack ebenso ordentlich, wenn auch nicht herausragend. Es ist nicht das beste Schnitzel, das wir je serviert bekommen haben, aber mit Pressfleisch hat es zum Glück genauso wenig gemeinsam wie ein Leben im Zoo mit dem in freier Wildbahn.

Dazu trinken wir ein Bier (3,30 Euro), das frisch gezapft, aber leider ein wenig lack und warm ist. Sowie ein Glas Bianco di Custoza (0,2 l, 3,50 Euro), der angenehm trocken schmeckt. Alternativ hätte es noch zehn Sorten Sprizz gegeben. Kapitales vom Sprizz - wäre das Restaurant eine Bar, hätte es wohl diesen Namen bekommen.

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