Helge Schneider in München:Höherer Unsinn auf Plateausohlen

Helge Schneider in München: Helge Schneider spielt Trompete und den Affen zugleich.

Helge Schneider spielt Trompete und den Affen zugleich.

(Foto: Meine Supermaus GmbH)

Jeder Abend anders - Helge Schneider mit seinem neuen Programm "Lass knacken, Oppa!" im Circus Krone.

Von Thomas Becker

Allein diese eine Szene ist schon die 37,50 Euro Eintrittsgeld wert, und sie geht so: Zuerst erklärt Helge Schneider in einer seiner herrlich bescheuerten Nonsensgeschichten, wie er als Kleinkind an die Trompete von Louis Armstrong kam, schlüpft dann mit der Rechten in eine Affen-Fingerpuppe, die ihm vor vielen Jahren die Verwandtschaft aus der DDR geschenkt habe, und als er irgendwann genug albernes Zeug geredet hat, trompetet er dann mal los. Er hält das Instrument dabei so, dass das Publikum sieht, wie die Affen-Finger die Ventile runter drücken und dabei noch ein kleines Kasperltheater veranstalten - was für ein Bild! Eigentlich wartet man nur noch darauf, dass der Affe zu reden beginnt.

"Lass knacken, Oppa!" heißt Schneiders neues Programm, aber das macht nichts. Eigentlich ist alles wie immer, also Schmarrn und Kinderkram vom Feinsten und Absurdesten, gepaart mit grandiosen Musikeinsprengseln, aber jeder Abend ist ja anders, ein Unikat. Vier Konzerte am Stück spielt Schneider im Circus Krone (für Samstag und Sonntag gibt es noch Restkarten), und es wäre mal ein schönes Experiment, vier Abende nachzuschauen, wie groß die Schnittmenge ist.

Interessant, dass einem auch nach mehr als 25 Jahren seine immer gleich vogelwilden Kostüme - diesmal sind's Plateauschuhe zu weißer Schlaghose mit großkariertem Jackett und später Stiefelchen zu quietschbunten Leggings und knallblauem Sakko - nicht auf den Senkel gehen. Von sinnfreien Ohrwürmern wie "Katzeklo" oder "Schüttel dein Haar für mich" ganz zu schweigen. Aber was heißt schon Sinn: Helge Schneider findet Sinn im Unsinn - und nicht nur er hat mächtigen Spaß dabei.

Der Improvisationskönig aus dem Ruhrpott ist ein manischer Freigeist, ging einst ohne Abschluss von der Schule ab, jobbte als Gärtner, Tierpfleger, Polsterer und Dekorateur, spielte mit dem Theatermann und Filmer Christoph Schlingensief, mit Fehlfarben, Udo Lindenberg und Sido, hat sechs Kinder von vier Frauen und hielt es trotz Hochbegabten-Stipendiums auch am Duisburger Konservatorium für Klavier nicht lange aus. Nur zum Jazz zog es ihn immer wieder hin, daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit seiner famosen Sechs-Mann-Combo spielt sich der begnadete Multiinstrumentalist quer durch die unterschiedlichsten Musikstile: Blues, Flamenco, Rock 'n' Roll, Rumba, Jazz, Trash Metal, Schnulze, spielt dabei Klavier, Gitarre, Saxofon, Synthesizer, Trompete, Vibrafon und liefert sich am Ende auch noch eine Schlagzeug-Battle mit dem Mann an den Drums.

Ein Helge-Schneider-Abend kann die perfekte Symbiose aus Concert und Comedy sein - je nach Tagesform von Doc Snyder, der singenden Herrentorte, dem peinlichsten Entertainer der Welt, dem lustigsten Quatschmacher der Republik. Junge, komm bald wieder!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: