Giesing:Die Auffangstation

Städtisches Obdachlosenheim in München, 2012

Seit 65 Jahren zentraler Baustein der Münchner Wohnungslosenhilfe: die Unterkunft für Männer an der Pilgersheimer Straße.

(Foto: Stephan Rumpf)

1952 ist an der Pilgersheimer Straße das damals modernste Obdachlosenheim Deutschlands eröffnet worden

Von Birgit Lotze, Giesing

Früher glaubte jeder Münchner, vermutlich sogar fast jeder Oberbayer, die Pilgersheimer Straße zu kennen - selbst wenn er noch nicht dort war. Die Pilgersheimer Straße war ein Begriff, sie wurde synonym verwendet mit der Unterkunft für wohnungslose alleinstehende Männer. Am Mittwoch feiert dieses städtische Heim den 65. Geburtstag. Im Jahr 1952 wurde das Haus eröffnet - damals als modernstes Obdachlosenheim Deutschlands. Zuvor dienten in München Bunker als Unterkunft für Männer ohne Wohnung. Neu damals war für die betroffenen Männer in erster Linie, dass das Haus ambulante Hilfen anbot: Sie konnten dort nicht nur übernachten und sich waschen und bekamen zu essen, sie wurden auch beraten und bei Behördengängen unterstützt.

Träger war von Anfang an der Katholische Männerfürsorgeverein München (KMFV), der damals selbst noch sehr jung war. Nach und nach baute er das Angebot für die Obdachlosen aus. Das Haus sollte "Auffang- und Sichtungsstation" sein, die Mitarbeiter sollten abklären können, welche Hilfen der Einzelne eigentlich benötigt. In den Siebzigerjahren kam die Soziale Beratungsstelle für Obdachlose dazu. Deren Aufgabe, neben der Einzelbetreuung: Sie sollte die Wohnungslosenhilfe selbst koordinieren. Man wollte, dass alle Beteiligten eng zusammenarbeiten und dadurch Mehrfachbetreuungen vermeiden.

Im Jahr 1986 wurde eine kassenärztliche Praxis für Allgemeinmedizin speziell für Wohnungslose eingerichtet. Stefanie Kabisch, die heutige Einrichtungsleiterin, sagt, dass seitdem auch - heute zusätzlich mit der Münchner Straßenambulanz, einer "rollenden" Arztpraxis für obdachlose Menschen - die medizinische Grundversorgung sichergestellt werde: "Wir können die durch ein Leben auf der Straße negativ beeinträchtigte gesundheitliche Situation verbessern." Ludwig Mittermeier aus dem Vorstandsgremium des KMFV bezeichnet das Haus an der Pilgersheimer Straße als "zentralen Baustein der Münchner Wohnungslosenhilfe". Unzähligen hilfsbedürftigen Menschen sei hier ein Weg aus ihrer Notsituation geebnet worden, sie seien stabilisiert und wieder vom Rand der Gesellschaft in die Mitte geführt worden. Heute bietet die Einrichtung Platz für 179 Männer, die meisten werden in Doppelzimmern untergebracht. Dauerhaft einziehen kann aber niemand. Die Dauer orientiere sich am Bedarf, heißt es: so kurz wie möglich und so lange wie nötig.

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