Café Josefina:"Kaffeekochen ist eine Kunst, die hierzulande kaum jemand richtig beherrscht"

Café Josefina: Murat Dagli hinter der Theke seines Cafés Josefina.

Murat Dagli hinter der Theke seines Cafés Josefina.

(Foto: Robert Haas)

Bevor er das "Josefina" eröffnete, machte Murat Dagli eine Ausbildung zum Barista und informierte sich über gesunde Ernährung. In seinem Café gibt es Frühstück bis nachmittags.

Von Alessa Becker

Wie heißt die kleine Schwester von Joseph? Na klar, Josefina! Die U-Bahn am Josephsplatz verlassen und dann drei Minuten lang geradeaus durch die Maxvorstadt gehen: Da ist es, das Café Josefina. Von außen wirkt es unspektakulär - also bloß nicht versehentlich vorbeilaufen, ein Blick hinter die große Fensterscheibe lohnt sich.

Innen erinnern die gekachelten Wände und die Tische in Terracotta und Weiß an den letzten Urlaub in südlichen Gefilden. Französische Chansons, das Licht einer Salzsteinlampe und die Kunstfellbezüge auf den Stühlen versetzen die Gäste merklich in einen Wohlfühlmodus. Mit der Speisekarte hat sich Inhaber Murat Dagli fast wissenschaftlich auseinandergesetzt. Er hat Bücher zur gesunden Ernährung gelesen, Webseminare belegt und, um die Getränke nicht zu vernachlässigen, eine einjährige Ausbildung zum Barista in Florenz gemacht. "Kaffeekochen ist eine Kunst, die hierzulande kaum jemand richtig beherrscht", sagt der 47-Jährige.

Sein erworbenes Wissen teilt er gern. "Es geht darum, das Öl als Aromaträger aus der Kaffeebohne herauszuholen, dazu braucht man eine gute Mühle und die richtige Wassertemperatur." Ungesund, da ist sich Dagli sicher, ist es, "wenn wie vielerorts in Deutschland literweise Filterkaffee getrunken wird."

Ursprünglich kommt er aus der Türkei, deshalb liege ihm das Kaffeekochen quasi im Blut: "Schon im osmanischen Reich war der Kaffeegenuss kulturell von Bedeutung." Doch Murat Dagli kümmert sich nicht nur mit Hingabe um seine Kaffeebohnen, auch die Speisen werden sorgsam ausgewählt.

Was gibt es da und was kostet es?

In erster Linie ganz viel Selbstgemachtes: Vegan, bio und zuckerfrei können die Gäste schon um 7.30 Uhr in den Tag starten. "Morgens braucht man Energie und keine Produkte, die die Energie rauben", sagt Dagli. Also erst einmal einen Cappuccino (2,90 Euro), einen hausgemachten indischen Chai (3,60 Euro) oder eine selbstgemachte Limonade trinken, zum Beispiel "Josefina" aus Limette und Holunder (3,80 Euro). Die Frühstückskarte reicht vom Minifrühstück mit einem Ei und Brotkorb (4,90 Euro) bis hin zum veganen Quinoa-Frühstück mit Gojibeeren, Rosinen, Sesam, Kokosflocken, frischen Soja-Joghurt und Obstsalat (8,90 Euro).

Außerdem werden täglich wechselnde Mittagsgerichte aus frischem Marktgemüse serviert, beispielsweise eine Mangoldsuppe (6,50 Euro) oder Gemüse-Kokos-Curry mit Duftreis und gerösteten Nüssen (7,90 Euro). Und zum Nachtisch gibt es selbstgemachten Kuchen (ab 3,50 Euro), beispielsweise Bratapfelkuchen oder Karotte-Ingwer. Gefrühstückt werden kann bis 15 Uhr.

Wer geht da hin?

Kuschelige 35 Quadratmeter groß ist das Café Josefina, aus purem Zufall wird es selten entdeckt. An den zehn Kacheltischen sitzen Freundinnen, die gemütlich am Fenster bei einem Chai die hektisch vorbeilaufende Münchner Stadtgesellschaft beobachten, oder ein Pärchen, das verträumt in der Ecke bei der Salzsteinlampe sitzt und sich über vegane Rezepte austauscht. "Überwiegend weibliche Gäste, die sich bewusst gesund ernähren", seien seine Kundschaft, sagt Dagli. Doch er habe in den vergangenen drei Jahren bemerkt, dass sich auch immer mehr Männer für ein gesundes Frühstück oder Mittagessen begeistern können.

Wie viel Zeit muss man mitbringen?

Wer es nicht schafft, den Wohlfühlmodus abzuschalten, kann hier bei Frühstück, Mittagessen und Kaffeeklatsch bis 19 Uhr verweilen. Und wer am Abend immer noch nicht heimgehen möchte, kann das Café Josefina für private Veranstaltungen buchen oder sich Bio-Gerichte als Catering liefern lassen.

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