Fernsehen:Tausende Münchner müssen ihre Fernseher nachrüsten

Fernsehzuschauer, 1962

Familienfernsehen, wie es früher einmal war - hier bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1962.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)
  • Im Laufe des Septembers stellen die Kabeldienstleister die analoge TV-Übertragung ab.
  • Schätzungweise nutzen in München weniger als zehn Prozent der Haushalte analoges Fernsehen.
  • Doch das sind noch immer einige Tausend Fernseher, die noch umgerüstet werden müssen.

Von Ralf Wiegand

Die Welt ist im Wandel - das ist eine Binse, denn Stillstand gab es zu keiner Zeit. Doch auf kaum einem Gebiet verschwindet die alte Welt gründlicher als bei der Sendetechnik. Aus analog wird digital, aus sanften Wellen werden zackige Signale. Es gibt zwar auch ein paar analoge Wiedergeburten für Liebhaber, worauf der steigende Verkauf von Vinylschallplatten hindeutet oder eine zarte Renaissance der Fotografie auf Film. Doch der digitale Siegeszug, gerade bei der Mediennutzung, ist unaufhaltsam: Nach dem terrestrischen Fernsehen über Antenne (2008) und den Satellitensignalen (2012) wird derzeit auch im Kabelfernsehen das analoge Signal ab- und komplett auf Digitaltechnik umgestellt. D-Day für München ist dabei der 4. September, also der Dienstag übernächster Woche.

Dann stellen die Kabeldienstleister Vodafone (früher Kabel Deutschland) und M-Net um, Vodafone teilweise auch noch am 5. September; Kunden des Anbieters G. Ziegelmeier folgen am 18., 19. und 25. September. Telekom-Nutzer haben das Projekt seit drei Wochen schon hinter sich.

Abschalten - das klingt verdächtig nach Sendepause. Tatsächlich aber wird für die allermeisten Zuschauer die Umstellung ein eher minimalinvasiver Eingriff. Mehr als 90 Prozent der Münchner Kabelnutzer empfangen ihr Programm ohnehin schon digital und in entsprechender HD-Qualität, sei es, weil sie über ein modernes Fernsehgerät verfügen oder weil sie einen digitalen Kabel-Receiver - eine Empfangsbox - vor ihr älteres Gerät geschaltet haben. Nur, wer über beides nicht verfügt, also mit einem Fernseher ohne DVB-C-Empfangsteil (an einem DVB-C-Aufkleber erkennbar) und ohne digitale Empfangsbox Fernsehen schaut, würde vom 4. September an buchstäblich in die Röhre schauen. Generell allen Kabelnutzern empfehlen die Anbieter, nach der Umstellung zeitnah einen Sendersuchlauf durchzuführen.

Kabelanbieter haben ihre Kunden schon vor Wochen schriftlich über die Umstellung informiert. "Wir wollen nach der Änderung ja keinen Hotline-Stau", sagt Andreas Dietrich von M-Net. Allein dieses Unternehmen versorgt in München rund 50 500 Haushalte mit Kabel. Etliche jener Leute, die bisher ausschließlich analoges Fernsehen empfangen, vermutlich hauptsächlich ältere Menschen, haben in den letzten Wochen technisch nachgerüstet. Der Versuch, mit kleinen Münchner Fernsehtechnikbetrieben über die Folgen der Umstellung zu reden, scheiterte jedenfalls stets an deren aktueller Arbeitsbelastung - durch die bevorstehende Umstellung. Auch wenn die Quote reiner Analog-Seher unter zehn Prozent liegt, sind doch Tausende Münchner Haushalte mit der Anschaffung neuer Digitaltechnik konfrontiert.

Warum überhaupt umgestellt wird

Dass die Kabelanbieter das analoge Signal überhaupt abstellen, liegt an einer Vorgabe durch den Gesetzgeber. So hat die Landesregierung im Bayerischen Mediengesetz unter Artikel 34 festgehalten: "Zur Sicherung eines ausgewogenen und vielfältigen Programmangebots werden ab dem 1. Januar 2019 Rundfunkprogramme und Telemedien in Kabelanlagen ausschließlich in digitaler Technik verbreitet." Was zunächst klingt wie ein Widerspruch - Vielfalt durch Abschaltung -, ist keiner: Dadurch, dass keine analogen Signale mehr übertragen werden, können frei werdende Frequenzen für neue Angebote genutzt werden. Analog abgeschaltet wird im ganzen Bundesgebiet.

Notwendig wäre das Analog-Aus zumindest nicht bei allen Anbietern. Moderne Glasfasernetze böten genügend Kapazitäten für alle Technologien: So schreibt etwa M-Net: "Wie alle Netzbetreiber ist somit auch M-Net zur Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben verpflichtet - auch wenn die leistungsstarke Glasfasertechnologie des Unternehmens weiterhin problemlos einen Parallelbetrieb mit analogen, digitalen und hochauflösenden Programmen, Highspeed-Internetverbindungen und Telefonanschlüssen erlaubt hätte." Gerade München ist bei der Glasfasertechnologie weit vorne. In der Stadt entsteht bis 2021 das größte zusammenhängende Glasfasernetz Europas; es wird 70 Prozent aller Münchner Haushalte anbinden.

Doch analog wird bald Geschichte sein, betroffen davon ist auch das Radio: Wer seine Lieblingssender über ein analoges Gerät hört, das mit dem Kabelanschluss verbunden ist, muss auch hier einen sogenannten Wandler zwischenschalten. Bis zur nächsten großen Umstellung dauert es dann eine Weile: Nicht vor 2025 wird das Ukw-Radio verschwinden.

Tipps zur Umstellung des Kabelnetzes findet man unter www.digitaleskabel.de. Mieter können sich bei ihren Hausverwaltungen erkundigen oder direkt bei ihrem Kabelanbieter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: