Falschaussage:Millionär soll Zeugen bezahlt haben

Nach Prozess um Totschlagsversuch auf der Wiesn wird der Freund der Täterin verhaftet

Von Susi Wimmer

Wegen versuchten Totschlags auf der Wiesn ist die Lebensgefährtin eines Hamburger Millionärs vor zwei Monaten zu einer Haftstrafe verurteilt worden, nun sitzt auch ihr Freund hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft hat Detlef F. sowie einen 62-jährigen Bekannten verhaften lassen. Ihnen wird vorgeworfen, Zeugen zur "falschen uneidlichen Aussage" im Prozess angestiftet zu haben.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich F. mit diesem Vorwurf konfrontiert sieht. Bereits während der Verhandlung war er in die Schlagzeilen geraten, weil er Zeugen gekauft haben soll, die zugunsten seiner Freundin aussagen sollten. Die 34-Jährige hatte vergangenes Jahr auf der Wiesn vor dem Käferzelt einen Lastwagenfahrer mit einem Messer niedergestochen, nachdem dieser den Ex-Fußballnationalspieler Patrick Owomoyela rassistisch beleidigt hatte. Anschließend ließ sie den stark blutenden Mann liegen und feierte in der Disco P1 weiter. Dem Opfer wurde in einer Notoperation die Milz entfernt.

Die Frau wurde im August zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht stellte dabei fest, dass der Hamburger einem Zeugen 200 000 Euro bezahlen wollte, damit dieser seine Lebensgefährtin mit einer Falschaussage entlaste. Auch dem Verletzten soll Detlef F. Geld angeboten haben. Der 63-Jährige wurde wegen Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage sogar vorübergehend festgenommen, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt, weil er ein Geständnis ablegte und der zuständige Richter keine Fluchtgefahr sah.

Die Ermittlungen gegen den Mann liefen unterdessen weiter. Nun sieht die Staatsanwaltschaft "neue Verdachtsmomente", die Sprecherin Judith Henkel aber nicht benennen wollte. In Hannover wurde zudem ein 62-jähriger Freund des Mannes festgenommen; er soll an der Anstiftung beteiligt gewesen sein. Henkel begründete den Schritt mit Verdunklungsgefahr, das heißt, die Männer könnten Beweismittel beiseite schaffen oder auf Mitbeschuldigte oder Zeugen einwirken. Auch hier verzichtete die Pressesprecherin auf weitere Auskünfte.

Bis der Hamburger zur Befragung in München eintrifft, wird es einige Tage dauern. Er wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung nicht direkt nach München gebracht, sondern im sogenannten "Schub". Das heißt, er wird peu à peu von Justizvollzugsanstalt zu Justizvollzugsanstalt in Richtung Süden gefahren - immer dann, wenn ein Platz in einem der Gefangenentransporter frei ist. Das kann ein, zwei Wochen dauern. Seine Freundin, die damals auch in Hamburg festgenommen worden war, wurde auf dieselbe Art und Weise nach München gebracht. Das wollte der Millionär damals mittels seines Anwalts verhindern: Er wollte sie nach München fliegen lassen. Darauf ließ sich die Justiz aber nicht ein. Der Anwalt des Hamburgers wollte sich auf SZ-Anfrage nicht zu dem Fall äußern.

Das Paar wird die bayerische Justiz jedenfalls noch länger beschäftigen. Denn auch die Millionärsfreundin hat über ihre Anwälte Revision gegen das Gerichtsurteil eingelegt.

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