Facebook-Auftritt von München:Eine Stadt verschwindet

Facebook hat der Stadt München die Seite facebook.com/muenchen entzogen, 400.000 Fans sind vorläufig weg. Das verwundert, denn das US-Unternehmen hatte vor zwei Jahren der Stadt noch vorgeschlagen, die Seite "München" zu nennen.

Melanie Staudinger

Dass Facebook seinen Mitgliedern manchmal Dinge wie den Online-Lebenslauf Timeline aufzwingt, obwohl die Mehrheit das eigentlich gar nicht will, wusste Lajos Csery auch schon vor zwei Wochen. Dass das soziale Netzwerk jedoch auch ohne Ankündigung ganze Seiten löscht, war dem Geschäftsführer der Portal München Betriebs-GmbH dann noch neu.

Facebook München

Neuer Name: Die Facebook-Seite von muenchen.de heißt nun Stadtportal München.

(Foto: Screenshot: facebook.com)

Er und seine Mitarbeiter betreuen die Internetseite der Stadt München und damit auch den dazugehörigen Facebook-Auftritt unter www.facebook.com/muenchen. Plötzlich aber erschien unter dieser Adresse nur noch ein Hinweis, dass die Seite nicht gefunden werden konnte.

Knapp 400.000 Fans waren spurlos verschwunden, und mit ihnen all die Diskussionen der München-Community, die Kommentare, Links und Fotos. "Die Art von Facebook ist schon stark gewöhnungsbedürftig", sagt Csery.

Er hakte bei Facebook nach, und bekam sogar eine Antwort. Es gebe neue Richtlinien, denen zufolge Fanseiten nicht mehr nach einer Stadt benannt werden dürfen. Csery kann diese Begründung nicht nachvollziehen, wie er sagt. Schließlich sei es doch Facebook gewesen, das Anfang 2010 vorgeschlagen habe, die Fanpage "München" zu nennen. Nun jedenfalls trägt sie den umständlicheren Namen "Stadtportal München", und hat jetzt um die 1400 Anhänger.

Facebook habe zwar zugesagt, dass alle Fans automatisch umziehen würden, berichtet Csery. "Das Unternehmen hat die Daten nicht weggeschmissen, sondern auf einen Server gespeichert", erklärt er. Wie lange es dauert, 400.000 Mitglieder zu migrieren, wie Facebook es nennt, sei ihm nicht mitgeteilt worden.

Die Kommunikation mit dem international tätigen Unternehmen sei schwierig. "Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten", sagt Csery. Und das sei ärgerlich. In der München-Community sei viel diskutiert worden - über Fußballspiele, Veranstaltungen, die Müllabfuhr und manchmal einfach nur darüber, wie schön es doch in der bayerischen Landeshauptstadt sei. "Jetzt sind wir von unseren Fans abgeschnitten und die von uns", sagt Csery.

Facebook hingegen sieht die Sache offenbar nicht ganz so dramatisch. Eine Deutschland-Sprecherin bestätigte zwar, dass es Gespräche mit dem Betreiber der Seite gebe. Mehr aber wisse sie auch nicht.

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