Bayerischer Fernsehpreis mit Beckstein:Ich bin dann mal weg

Die Suche nach dem Panther: Ministerpräsident Günther Beckstein gratulierte beim Bayerischen Fernsehpreis den TV-Stars. Es könnte das erste und letzte Mal gewesen sein.

Hans-Jürgen Jakobs

Als Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Spitzenpolitiker hat es Günther Beckstein in diesen Tagen nicht leicht. Er muss lächeln, immer nur lächeln, so groß die Affäre rund um die Bayerische Landesbank auch immer werden mag. Als am Freitagabend im Münchner Prinzregententheater der Bayerische Fernsehpreis ("Blauer Panther") zum 20. Mal verliehen wird, lächelt Beckstein besonders viel. Man macht sich allgemein ein wenig lustig über die CSU und ihr Spitzenpersonal.

Bayerischer Fernsehpreis mit Beckstein: Ministerpräsident Günther Beckstein (links) mit Preisträger Edgar Selge.

Ministerpräsident Günther Beckstein (links) mit Preisträger Edgar Selge.

(Foto: Foto: dpa)

Hape Kerkeling beispielsweise wird im "Prinze" als Unterhalter ausgezeichnet, weil er auf RTL eine Lesung rund um seinen erwanderten Bestseller "Ich bin dann mal weg" aufzeichnen durfte. Er lästert, all die Jahre sei beim Bayerischen Fernsehpreis alles gleich geblieben, doch diesmal säße da, wo als Ministerpräsident stets Edmund Stoiber saß, ein anderer. "Der kommt wohl gar nicht mehr", schiebt der Entertainer nach, womöglich auch nicht mehr zum anschließenden Buffet. Ob Stoiber nicht wenigstens ein Einlass-Bändchen bekomme?

Auch Dieter Kronzucker kommt nicht ohne Anspielung auf die aktuelle Krise der CSU aus, die so tief in der Wählergunst gesunken ist. "Ich freue mich, dass ich der erste bin und hoffe, dass ich nicht der letzte bin", wünscht der TV-Journalist dem Gastgeber Beckstein, als er den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerk erhalten hat. Das klingt schroffer, als es offenbar gemeint ist - und ist doch nichts als die Wahrheit: Nach einem Wahldesaster im September könnte Günther Beckstein seinen erst vor einigen Monaten erworbenen Posten schnell wieder los sein.

Ja, wo ist er denn, der Preis!

Vor der im Theater versammelten Elite des deutschen Fernsehens tut der Landeschef an diesem Abend wenig, um viel Hoffnung auf einen langen Verbleib in seinem Amt zu machen. Steif und holprig liest er eine Rede ab, der ein wenig Schliff gut getan hätte.

Beckstein würdigt Kronzucker, den langjährigen Auslandskorrespondenten und Mitgründer des "heute-journals" des ZDF, als "Anchorman der TV-Nachrichten" und "Wegbereiter des Infotainments". Anfang der neunziger Jahre sei Kronzucker dann zu Sat1 und N24 gewechselt - dabei startete der Nachrichtensender erst im Jahr 2000. Irgendwie typisch, dass die hübsche Hostess mit dem "Blauen Panther" lange auf sich warten lässt, als Beckstein schließlich mit dem Ablesen fertig ist. Der Ministerpräsident hebt hilflos die Hände in alle Richtungen - ja, wo ist er denn, der Preis!

Dieser "Blaue Panther" ist bekanntlich Bayerns späte Antwort auf den Oscar in Hollywood, 1989 entstanden, als München sich mit dem Privatfernsehkönig Leo Kirch und seiner Sendersammelwut anschickte, zur Medienmacht zu werden und der Bayerische Rundfunk daran erinnern musste, auch noch da zu sein. Da die Fernsehgala jetzt Jubiläum feierte, wurden lustige Einspieler aus zwei Jahrzehnten geboten.

Stoiber, immer wieder Stoiber!

Zu sehen war der verstorbene Ministerpräsident Max Streibl, der der Branche bei einer seiner Prinzregententhater-Reden konzedierte, sein Eindruck sei, dass diese Veranstaltung immer Spaß mache, "und das ist das Wichtigste". Da war Moderator Reinhold Beckmann zu sehen, der mit einer schrecklich bunten Weste Streibls Nachfolger Edmund Stoiber - immer wieder Stoiber! - ironisch befragte, worauf dieser huldvoll wie stets lächelte. Oder es dankte noch einmal die einstige Viva-Moderatorin Charlotte Roche für ihren Preis mit den Worten, sie wolle es kurz machen, "so dass wir alle gleich saufen können".

Ich bin dann mal weg

Die Lobby der ehrwürdigen Münchner Theaters kann also ein richtiges "Feuchtgebiet" sein. Diesmal konnten sich die geladenen Gäste über eine gestraffte, gelegentlich satirisch überhöhte Moderation des Kabarettisten Christoph Süß erfreuen, der beim Bayerischen Rundfunk die Sendung "Quer" macht. Unterstützt wurde er vom Kollegen Christian ("Fonsi") Springer.

Der machte sich einmal darüber lustig, dass ausgerechnet der kleine Tom Cruise den großen Deutschen Stauffenberg spielt und schlug vor, die Deutschen sollten sich rächen, wenn dereinst einmal das Leben von Bill Clinton verfilmt werden sollte - indem sie für die Rolle der Monica Lewinsky den Guido Westerwelle schicken würden. Das war so unglaublich daneben, dass es der nachfolgenden Laudatorin Hannelore Elsner offenbar gefiel. "Schwamm drüber", sagte sie noch.

Zwei Höhepunkte hatte diese Gala. Einmal brillierte Anke Engelke, die zusammen mit Bastian Pastewka für die Comedy "Fröhliche Weihnachten! - mit Wolfgang & Anneliese" auf Sat 1 ausgezeichnet wurde und einen ziemlich lustigen Einspielfilm präsentierte, in dem Stoiber - immer wieder Stoiber!- im Zusammenhang mit den Wittelsbachern genannt wurde.

Und dann laudatierte Thomas Hermanns in kreativer Weise auf Hape Kerkeling: Der Pro-Sieben-Moderator knöpfte sich die Smokingjacke auf und enthüllte ein gewagtes Tänzerinnen-Showdress mit Chiffon und Verzierungen. Dann sprang er zur Musik von "Tanze Samba mir mir" über die Bühne und sang zu bekannten Liedzeilen wie "so heiß wie ein Vulkan" oder "Liebelei, Liebelei" laut: "Preis den Hape!" Kerkeling war entzückt.

"Ich freu' mich tierisch!"

Ansonsten bekamen viele anerkannte und talentierte Fernsehschaffende die kleine Panther-Porzellanfigur mit der etwas groß geratenen weiß-blauen Raute, die beim Abstauben im Regal garantiert besonderer Pflege bedarf. Seriendarstellerin Alexandra Neldel ("Ich freu' mich tierisch") war dabei sowie der gut aufgelegte Schauspieler Axel Milberg, der beim Abgang das Porzellan mit seinem Arm so heftig schwang, als wolle er den nächsten Golfabschlag einüben.

Schauspieler Edgar Selge gab sich bescheiden, Regisseurin Hermine Huntgeburth ("Teufelsbraten") dankte ganz vielen, TV-Journalist Wolf von Lojewski war sympathisch wie immer, Autor Karsten Scheuren beweis, dass es eine gute Reportage ("Grab in eisigen Höhen") selbst in dem von Finanzinvestoren demolierten Sender Pro Sieben geben kann, Jungschauspielerin Janina Stopper bekam den Nachwuchsförderpreis.

So zog sich diese Gala im frühsommerlich erhitzten Prinzregententheater hin. Ehrenpreisträger Kronzucker trat zum Schluss mit bayerischer Trachtenjacke auf und erinnerte an seinen "oszillierenden Lebenslauf" - schließlich war er bei ARD, ZDF, Sat 1 sowie N 24 und habe RTL seine Tochter Susanne "für eine Zeit ausgeliehen". Den Panther werde er sich neben seine Karl-May-Bücher stellen, verriet Kronzucker noch.

Zum Schluss standen alle Preisträger auf der Bühne. Man kennt das von all den Fernsehpreisen, die es in Deutschland so gibt. Landeschef Günther Beckstein suchte sich in hinteren Reihen Hände, die er schütteln konnte. Er wurde Blumensträuße los. Und dann sagte der amtierende Ministerpräsident in die Kameras hinein, wie es weiter gehen wird mit Bayern und der CSU.

Aber wer weiß schon, ob es nicht wirklich das erste und letzte Mal war, dass der Franke einen Panther verlieh. Ob es nicht auch bald für Beckstein heißt: "Ich bin dann mal weg!"

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