Baustelle:Stadt lässt Drohne über den Luise-Kiesselbach-Tunnel kreisen

Drohnenbesitzer Herr Wölk, aufgenommen am 19.01.2016 in München

Roman Wölk mit seiner Drohne vor dem SZ Hochhaus.

(Foto: Veronica Laber)
  • Mit einer Drohne dokumentierte die Stadt den Fortschritt beim Luise-Kiesselbach-Tunnel und kontrollierte die Firmen.
  • Mittlerweile sind immer mehr Drohnen in der Luft unterwegs. Die Kritik an ihnen und ihren Besitzern wächst.

Von Marco Völklein

Wenn Roman Wölk eine seiner Drohnen auspackt, ist ihm Aufmerksamkeit sicher. "Es dauert eigentlich nie lange und schon steht einer bei mir und quatscht mich an", sagt Wölk. Die fliegenden Kisten mit ihren vier Propellern sind aber auch zu auffällig, als dass er kein Aufsehen damit erregen würde. Besonders oft angesprochen wird er auf seine Drohne mit dem Adlerkopf. Die sieht wirklich angsteinflößend aus. Dabei soll die Adlermaske keine Menschen verschrecken, sondern die Tauben. Es gebe Tauben, sagt Wölk, "die stürzen sich regelrecht drauf auf das Ding". Mit dem Adlerkopf, so hofft er, lassen sich die Tiere verscheuchen.

Roman Wölk hat, wie er sagt, sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit Jahren fasziniert ihn die Modellfliegerei, mit einem Rosinenbomber im Miniaturformat fing alles an. "In den hatte ich meine erste Fotokamera eingebaut." Vor ein paar Jahren dann kam die Drohnenfliegerei dazu. Mittlerweile besitzt er mehrere Quadrokopter und bietet seine Dienste professionell an. Filmfirmen mieten Wölk mit seinen Fluggeräten ebenso an wie Landvermesser, Archäologen oder Immobilienmakler.

Auch für die Landeshauptstadt ist Wölk tätig. So ließ er im Auftrag des Baureferats seinen Multikopter regelmäßig über der Großbaustelle am Luise-Kiesselbach-Tunnel kreisen. Mit den Fotos wollten die Ingenieure nicht nur den Bauverlauf dokumentieren. Vielmehr habe sich auch so manche Streitfrage zwischen beteiligten Firmen mit den Aufnahmen klären lassen, berichtet Wölk.

Mittlerweile wird es enger in der Luft

Knapp 30 Bildpunkte entlang des Tunnels hatten Wölk und die Ingenieure zu Beginn des Bauprojekts festgelegt. Vor allem auf die Zu- und Abfahrten, die Versorgungsschächte, die Anbindungen an die Autobahnen sowie die Verkehrsführung auf dem Luise-Kiesselbach-Platz wollten die Planer der Stadt ein Auge haben.

An all diesen Punkten ließ Wölk sein Fluggerät mindestens einmal im Monat aufsteigen. So entstanden ganze Bilderserien, auf denen sich der Fortschritt der Tunnelbaustelle nachverfolgen lässt. Zudem konnten die städtischen Referate überprüfen, ob die Firmen die zahlreichen Verschwenkungen für den Autoverkehr auch so angelegt hatten, wie es die Planer vorgegeben hatten.

Mittlerweile allerdings, räumt Wölk ein, wird es enger in der Luft. Immer mehr Drohnen sind unterwegs - losgeschickt von professionellen Anbietern wie von Privatleuten, die die ferngesteuerten Flugobjekte als Hobby entdeckt haben. Aber auch für einen Dachdecker könne sich die Anschaffung lohnen, sagt Wölk. "Die Investition hat der nach ein paar Einsätzen schon wieder drin." Feuerwehren und die Bergwacht setzen ebenfalls bereits Drohnen ein, um sich bei Einsätzen ein Lagebild von oben zu machen. Aber je mehr Drohnen herumschwirren, desto heftiger wird die Kritik an ihnen und ihren Besitzern.

Kritik an Hobbyfliegern, Amazon und Post

So untersagte beispielsweise das Amtsgericht Potsdam einem Drohnen-Piloten, sein mit einer Kamera ausgestattetes Fluggerät über das Grundstück des Nachbarn fliegen zu lassen (Az. 37 C 454/13), wie die Neue juristische Wochenschrift berichtet. Die Nachbarin hatte sich beim Sonnenbaden im Garten durch die Kamera-Drohne des Mannes gestört gefühlt und auf Unterlassung geklagt.

Auch die Beteuerung des Piloten, er habe keine Aufnahmen vom Grundstück der Nachbarin gemacht und 50 Meter Abstand zu dem betreffenden Grundstück eingehalten, konnte den Richter nicht überzeugen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) regte zuletzt eine Registrierung der ferngesteuerten Fluggeräte an, um nach Unfällen den Eigentümer leichter zu ermitteln.

Und EU-Kommissarin Violeta Bulc forderte, in dicht besiedelten Städten Sicherheitszonen einzurichten, aus denen man die Drohnen technisch aussperrt. Zuvor hatten der ADAC und die DRF Luftrettung gewarnt, die Multikopter könnten eine Gefahr für Rettungshubschrauber darstellen. "Das Problem sind die Hobbyflieger", sagt Drohnen-Pilot Wölk. "Die bescheren uns den schlechten Ruf." Viele wüssten eben nicht, dass bei Flügen im Freien eine Modellflug-Haftpflichtversicherung Pflicht sei oder um Flughäfen herum eine Sperrzone gelte.

Skeptisch beäugen Kritiker zudem die Pläne von Amazon oder der Post, die in den Multikoptern die Zukunft der Paketzustellung sehen. Bislang aber kämpfen die Firmen noch mit der Technik: Als die Post vor Wochen einen "Paketkopter" zur Winklmoosalm aufsteigen lassen wollte, vereitelten Minustemperaturen und Neuschnee den lange geplanten Demonstrationsflug.

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