Verkehr in Bayern:Bahn bekommt mehr Geld aus Berlin

Das S-Bahndepot in München-Steinhausen.

Die Anzahl der Züge bei der S-Bahn soll deutlich aufgestockt werden, wenn die zweite Stammstrecke fertig ist.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Bahn bekommt vom Bundesverkehrsministerium für zwei Projekte in und um München mehr als zwei Milliarden Euro.
  • Generell soll damit der Münchner Flughafen besser erreichbar werden, sowohl vom Stadtgebiet als auch von Südostbayern und Salzburg aus.
  • Bis zur Inbetriebnahme könnte es aber noch 20 Jahre dauern.

Von Andreas Schubert

Etwa 60 Maßnahmen umfasst das Programm "Bahnausbau Region München" der Deutschen Bahn. Am Dienstag hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Bahnknoten München und den Ausbau der Strecke München-Mühldorf-Freilassing im Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) hochgestuft. Die Bahn bekommt für fünf Projekte nun rund 2,3 Milliarden Euro. "Wir spüren Rückenwind wie selten", sagte dazu Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel bei einer Presserunde am Mittwoch.

Geld gibt es nur für Strecken, auf denen Güter- respektive Fernzüge unterwegs sind, die also in den BVWP fallen. Der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke München-Mühldorf-Freilassing ist in der Planung am weitesten. Ergänzend gibt es etwa 1,2 Milliarden für Maßnahmen zur Reisezeitverkürzung, wie die Walpertskirchner Spange, mit der der Münchner Flughafen an Südostbayern und Salzburg angeschlossen wird, sowie der zweigleisige Ausbau der Strecke Tüßling-Freilassing.

Für den Bahnknoten München gibt es 1,1 Milliarden Euro. Hier will der Bund den viergleisigen Ausbau der Strecke Daglfing-Johanneskirchen mitfinanzieren. Der Ausbau der Strecke wäre unerlässlich für die Einrichtung von Express-S-Bahnen und somit eine beschleunigte Anbindung des Flughafens. Dichtere Takte für die S 8 sind heute noch nicht möglich, da sich die S-Bahn die Gleise mit dem Güterverkehr teilt. Die Planung hat sich deshalb verzögert, weil die Stadt München sich einen Tunnel wünscht, dessen Kosten aber die Milliardengrenze reißen dürften. Vom Bund gibt es allerdings nur Mittel für eine oberirdische Variante, alles andere gilt als Kür - und müsste von der Landeshauptstadt selbst bezahlt werden.

Auf Schätzungen, wann die Strecke in Betrieb gehen könnte, will sich Josel nicht einlassen. Irgendwann nach Fertigstellung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke könnte der Ausbau beginnen. Aber vor den späten 2030er Jahren wird es mit der Inbetriebnahme wohl nichts. Weiter auf der Liste steht die "Daglfinger Kurve", die sich in der Entwurfsplanung befindet. Dies ist eine zweigleisige, elektrifizierte Verbindungskurve zwischen Daglfing und Riem, mit der eine direkte Verbindung für den Güterverkehr vom Münchner Nordring zum Umschlagbahnhof München-Riem und an die Strecke nach Mühldorf möglich wird. Das soll den Rangierbahnhof München Ost und den Südring entlasten.

Noch in der Machbarkeitsprüfung ist die "Truderinger Spange", eine Erweiterung der eingleisigen Strecke von Daglfing nach Trudering um ein zweites Streckengleis. Mit der Maßnahme stiege die Kapazität für vom Brenner kommende Güterzüge zum Münchner Nordring. Neu auf der Liste ist die Entzerrung der Verkehre am Bahnhof Pasing.

Ein neues Stellwerk für die S-Bahn sei ein "großer Wurf"

Am Westkopf des Bahnhofs gibt es einen eingleisigen Abschnitt, den sich die S-Bahnen von Geltendorf mit den Regional- und Fernverkehrszügen Richtung Allgäu teilen. Deshalb soll ein weiteres Bauwerk entstehen. Vorschläge, wie man das eingleisige Nadelöhr entzerrt, an dem sich Nah-, Regional- und Fernverkehr treffen, gibt es bereits. So schlägt der Fahrgastverband Pro Bahn einen weiteren Bahnsteig vor. Konkrete Pläne gibt es aber offenbar noch nicht.

Auch Projekte die nicht in den BVWP fallen, sollen künftig realisiert werden. Wenn die zweite S-Bahn-Stammstrecke im Jahr 2026 - sofern alles nach Plan läuft - fertig sein wird, werde das Zugangebot bei der S-Bahn von derzeit 252 Zügen auf mehr als 400 Züge erweitert. Dazu müssten auch neue Abstellanlagen gebaut werden, wo, ist noch offen.

Fest steht: Im S-Bahnwerk Steinhausen, wo derzeit ein Großteil der Züge abgestellt wird, ist für so viele Fahrzeuge kein Platz. Ebenso offen ist noch, wann das störungsanfällige Stellwerk am Ostbahnhof durch ein neues ersetzt wird. Auch hier gibt Josel keine Prognosen ab, stellt aber in Aussicht, dass es noch vor Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke geschehen wird. Der Neubau eines Stellwerks an diesem Knotenpunkt sei, so der Bahnchef, "ein großer Wurf".

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