Angela Merkel in München:"Segen für die Menschheit"

Die Bundeskanzlerin wird von der jüdischen Kultusgemeinde mit der Ohel-Jakob-Medaille geehrt

Von Isabel Meixner

Es ist eine Auszeichnung, die zugleich eine Verneigung sein sollte: Die Israelitische Kultusgemeinde ehrte am Mittwochabend Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Verdienste um die Gemeinde und das Judentum in Deutschland - an einem symbolträchtigen Ort, an einem besonderen Jahrestag. Vor zehn Jahren wurde die neue Münchner Synagoge am Jakobsplatz eröffnet, die am 9. November 2006 ganz bewusst an einem Jahrestag der Pogromnacht von 1938 eingeweiht worden war. Die Ehrung Merkels war Charlotte Knobloch, der Vorsitzenden der Kultusgemeinde, ein persönliches Anliegen. Denn für sie stehe Merkel "wie keiner ihrer Amtsvorgänger in unverrückbarer Entschlossenheit, Eindeutigkeit und Glaubwürdigkeit, beherzt und kämpferisch an der Seite der jüdischen Menschen in Deutschland und des Staates Israel".

Noch weiter ging Arthur Schneier, Oberrabbiner der New Yorker Park East Synagoge, der die Laudatio zur Verleihung der Ohel-Jakob-Medaille hielt. Zu Merkel sagte er: "Sie sind nicht nur ein Segen für Deutschland, sondern für die gesamte Menschheit." Mit Weisheit und Herz habe sie die Staatengemeinschaft aus geopolitischen und finanziellen Krisen geführt.

Ministerpräsident Horst Seehofer erinnerte an Merkels Rede in der Knesset, in der sie Israels Sicherheit zur Staatsräson erklärt hatte. Das sei ein "Meilenstein" in der Beziehung zwischen Israel und Deutschland gewesen. Merkel bedankte sich daraufhin für die "außerordentliche Ehre". Deutschland sei es den Opfern der Schoa schuldig, "dass wir uns entschieden gegen die heutigen Bedrohungen durch Hass und Antisemitismus wenden", sagte die Kanzlerin. "Wir müssen erleben, wie hemmungslos Hass und Hetze gezeigt werden, nicht nur in der Anonymität des Internet, sondern auch auf der Straße. Das muss entschiedenen Widerspruch finden, in Wort und in Tat." Auch Knobloch äußerte sich kritisch darüber, dass immer mehr Neonazis bei Pegida mitmarschieren. "Es ist absolut nicht hinzunehmen, dass ein verurteilter Rechtsterrorist, der die Grundsteinlegung zu dieser Synagoge in ein Blutbad verwandeln wollte, behütet und beschützt mit einer Horde anderer Neonazis bei Pegida aufmarschiert." Für Oberbürgermeister Dieter Reiter ist die Synagoge daher auch ein Symbol, dass München neuem Antisemitismus widersteht. Er sei sich sicher, dass "unsere Stadtgesellschaft keinen Fußbreit weichen wird, wenn Rassisten und Antisemiten pöbeln, lügen, hetzen und zu Gewalt aufrufen". Auch Ministerpräsident Seehofer versicherte: "Wir tun alles Menschenmögliche, damit unsere jüdischen Bürger sich in Bayern sicher und zu Hause fühlen - heute und in Zukunft. Das verspreche ich Ihnen."

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