Altstadt/Untergiesing:Autofrei zum Rathaus

Immer sonntags - Lokalpolitiker regen Sperrung der Innenstadt für Privatwagen an

Von Julian Raff, Altstadt/Untergiesing

Fordernd oder kritisch über die eigenen Bezirksgrenzen hinaus blicken die Lokalpolitiker aus Untergiesing-Harlaching höchstens, wenn zum Beispiel Projekte wie die Verkehrsberuhigung der Tegernseer Landstraße (Obergiesing) mehr Verkehr ins eigene Viertel bringen könnten. Diese Zurückhaltung hat der Bezirksausschuss nun beiseite gelegt und mehrheitlich einen autofreien Sonntag angeregt - und zwar in der Innenstadt. Die SPD-Fraktion bekam ihren Antrag mit Unterstützung der Grünen gegen die Stimmen der CSU durch. Sie berief sich aufs Vorbild der Pariser Champs-Élysées, die seit November 2018 jeden ersten Sonntag im Monat für Privat-Pkw gesperrt bleiben. Düsseldorf plant ab Mitte September einen Testlauf in der Stadtmitte, mit eventueller Ausweitung 2020.

Die Debatte verlief weitgehend entlang der stadtweit abgesteckten Linien. So fragte Antragsteller Michael Sporrer (SPD), wie man denn bitte sonst die Feinstaubwerte herunter bekommen solle. BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) konterte mit der Gegenfrage, wie eigentlich die Münchner die Luftverschmutzung der Fünfzigerjahre überlebt hätten. Als "neue Idee, die Stadt kaputt zu machen" bezeichnete Baumgärtners Parteikollege Ferdinand Brinkmöller das Vorhaben. Auch sonst kritisch gegenüber Einschränkungen des Individualverkehrs, outete sich Brinkmöller als City-Sonntagsfahrer - es sei absurd, das Zentrum am einzigen Tag zu sperren, an dem man überhaupt per Pkw hineinkomme. Natürlich brächte ein autofreier Montag so gesehen mehr, steuerte Brar Braren (Grüne) halbernst bei. Alles andere als lustig findet Braren allerdings Lungenkrebs und andere Spätschäden einstiger Luftverschmutzung. Für einen autofreien Sonntag in den Schulferien spricht aus Brarens Sicht aber nicht zuletzt der Freizeitwert, mit Straßenkunst oder Gaudi-Radrennen. Andreas Babor (CSU) hält die Sonntagssperrung für ein "politisch falsches Signal". Für sinnvoller hält Babor ein kostenfreies MVG-/MVV-Wochenende. Ein Vorschlag, den der BA schließlich ergänzend übernahm.

Über einen dauerhaften Pkw-Bann für die City macht man sich unterdessen im Rathaus ebenso Gedanken wie im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel. Dessen jüngstes Positionspapier, etwa mit dem Ziel, Privat-Pkw durch weitere Streichung von Parkplätzen herauszudrängen, wollen die Kollegen im Südosten allerdings nicht unterstützen. Schließlich könnte da noch mehr Verkehr in die Randbezirke gedrängt werden.

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