Altstadt/Lehel:Ausweg aus der "Präzedenzfalle"

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Einer schleichenden "Eventisierung" des Milchhäusl-Umfelds wollen die Behörden entgegenwirken. (Foto: Florian Peljak)

Milchhäusl-Betreiber darf modernisieren, muss aber auf die Bäume und das Park-Umfeld Rücksicht nehmen

Von Julian Raff, Altstadt/Lehel

Grundsätzlich steht der Modernisierung und Unterkellerung des Milchhäusls am Westeingang zum Englischen Garten nichts mehr entgegen, nachdem sich Wirt, Behördenvertreter und Bezirksausschuss Altstadt-Lehel an Ort und Stelle auf ein naturschonendes Vorgehen einigen konnten. Den Ortstermin hatte der BA Anfang Januar noch als obsolet abgesagt und schließlich, nach Einwänden der Unteren Naturschutzbehörde, wieder anberaumt. Ob Pächter Axel Bansemir Anfang 2020 den Kiosk verschieben und nach dem Kellerbau wieder an die alte Stelle zurücksetzen lassen kann, oder ob sein mehrfach verschobener Plan noch ein weiteres Jahr warten muss, hängt nun davon ab, wie weit die Hauptwurzeln der angrenzenden Ahornbäume unter den Holzständerbau reichen. Parkverwalter Thomas Köster unterstützt das Projekt, sprach aber beim Ortstermin auch von "Unwägbarkeiten", die einer "flotten Baugenehmigung" im Weg stehen könnten. Die genaue Lage der Wurzeln soll eine Suchschürfung unter der Terrasse ans Licht bringen. Sowohl Köster wie auch der oberste städtische Grün-Gutachter Ulrich Uehlein zeigten sich beim Ortstermin zuversichtlich, dass die Bäume erhalten werden können. Voraussetzung ist, dass die Baugrube nicht von seitlichen Böschungen begrenzt wird, sondern von vertikalen Spundwänden aus Stahlträgern und Holzbohlen. Der östlich angrenzende Spitzahorn steht nah am Häusl und neigt sich in dessen Richtung - für die Baumexperten ein gutes Zeichen, da sie die starken "Zugwurzeln" auf der vom Bau abgewandten Ostseite vermuten. Die Standfestigkeit der Bäume ist auch eine Sicherheitsfrage, schließlich passieren selbst in der winterlichen Bauphase täglich Abertausende Parkbesucher die Baustelle. Die Bedenken galten nicht nur den Bäumen, sondern auch der Gefahr einer "schleichenden Eventisierung" des gesamten Englischen Gartens, so Uehlein. Mit der Unterkellerung erreicht die Lagerfläche heutige Technik-Standards, wie es letztlich die Fortsetzung der Pacht erfordert. Sie verdreifacht sich aber auch, gemessen an der Größe des angebauten, 13 Quadratmeter großen Schuppens. Technisch gesehen könnte Bansemir damit expandieren. Den Schritt vom Bio-Kiosk zur Vollgastronomie hat er denn auch offiziell beantragt. Die Gästekapazität bleibt dabei aber gleich. Ausweiten will der Wirt die abendlichen Öffnungszeiten und das Angebot an warmen Speisen, da nach dem Umbau statt der Aufwärmplatte eine kleine Küche zur Verfügung stünde.

Mit Hängematten, die er im Sommer in die Bäume spannt, und den im Winter beliebten ausrangierten Ski-Gondeln setzt Bansemir erlebnisgastronomische Akzente. Man müsse da schon aufpassen, dass sich kein "Bespaßungsnukleus" im Herzen des Parks entwickle, mahnt Uehlein, der dem Gastronomen eine ruhigere Optik nahelegt. Der Charme des Milchhäusls spreche für sich, vor allem in Verbindung mit dem benachbarten Kinderspielplatz. Insgesamt wollen die Beamten auch künftig jedem Wirt genau auf die Finger schauen. Sie sehen daher im Milchhäusl keinen Präzedenzfall und schon gar keine "Präzedenzfalle", wie es Köster in einem Schreiben an den BA formuliert hatte.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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