Innenstadt:Die neue Alte Akademie: Weniger ist mehr

Die Architekten wollen in der Fußgängerzone etwas Neues schaffen, ohne das Alte zu zerstören. Jetzt sind die Entwürfe öffentlich zu sehen.

Von Alfred Dürr

Für die Alte Akademie, die als herausragendes Beispiel für klösterliche Monumentalarchitektur im Renaissancestil gilt, bricht eine neue Epoche an. Das historische Ensemble im Zentrum der Fußgängerzone, das mit dem sogenannten Hettlage-Bau nach dem Krieg eine "moderne" Ergänzung erfahren hat, soll sich in ein Quartier mit Geschäften, Büros, Wohnungen und Gastronomie wandeln.

Jahrzehntelang war hier das Statistische Landesamt. Geht es nach dem Investor, der österreichischen Firma Signa, soll hier ein lebendiges urbanes Zentrum entstehen. Das verspricht auch der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs. Ende April hatte die Jury getagt. Nun sind alle eingereichten Arbeiten in einer Ausstellung zu sehen.

Etwas Neues schaffen ohne den Charakter des Alten zu zerstören - diese Aufgabe haben das Büro Morger Partner Architekten aus Basel zusammen mit den Landschaftsarchitekten Maurus Schifferli, Bern, nach Ansicht des Preisgerichts am besten gelöst. "Wir verstehen uns nicht als Autoren, sondern als Interpreten des Gebäudes", sagt Architekt Meinrad Morger. An dem Komplex werde keine "Großoperation" vorgenommen. Minimale Eingriffe oder Adaptionen sollen ausreichen, um den Geist der unterschiedlichen Entstehungszeiten der Gebäude hervorzuheben.

Auch das Erscheinungsbild des Hettlage-Hauses wird keine grundlegenden Änderungen erfahren. Was aber mit den Arkaden passiert, ist nicht abschließend geklärt und könnte noch zu heftigen Diskussionen führen. Die Stadt besteht auf dem Durchgang, weil er typisch für das Stadtbild ist. Der Investor will den Raum als Verkaufsfläche nutzen. "Die Passage ist viel zu tief und zu groß", sagt auch Architekt Morger. Als "Zeichen" seien die Arkaden wichtig, "aber dieses Zeichen kann schlanker werden". Das richtige Maß müsse noch entwickelt werden.

Die Ausstellung der Entwürfe zeigt an vielen Details, wie heftig oder wie sensibel die Architektenbüros in den Bestand der Alten Akademie eingreifen. Das bezieht sich zum Beispiel auf die Fassadengestaltung des Hettlage-Hauses, die teilweise grundlegend neu gestaltet wurde, auf die Ausprägung der Dachlandschaft oder auf die Öffnung der nach historischem Vorbild wieder aufgebauten Fassaden mit Schaufenstern. Auch für den Innenausbau gibt es unterschiedliche Vorschläge. Einer ist zum Beispiel, im zweiten Obergeschoss ein "Grand Café" einzurichten.

Die Herausforderung liegt in der Beschränkung

Bayerns oberster Denkmalpfleger Mathias Pfeil lobt das Konzept von Morger Partner Architekten ausdrücklich: "Der erste Preis hat klar das meiste Potenzial." Die elementaren Aussagen des Denkmals Alte Akademie - das Treppenhaus, die Halle, die Fassaden, die Dachlandschaft - blieben unverändert. "Wo eingegriffen wird, geschieht das mit großer Sensibilität", sagt Pfeil. Das zeigten jedenfalls die Pläne.

Man werde darauf achten, dass nun auch in der Umsetzung auf die Werte des Bauwerks Rücksicht genommen werde. Susanne Ritter vom Planungsreferat spricht von einer "sehr schweren Aufgabe". Denn gerade bei diesem Projekt liege die Herausforderung für die Architekten nicht im Neu- oder Weiterbauen, sondern in der Beschränkung: "Bei der Alten Akademie heißt das: Weniger ist mehr."

Die Ausstellung mit allen Entwürfen ist bis 24. Mai, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, im Schmuckhof der Alten Akademie zu sehen. Der Zugang erfolgt über die Kapellenstraße.

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