Aktionsplan:Kunst ohne Barrieren

Grenzgänger Festival Tams

Kultur von allen für alle - wie hier beim Theaterfestival "Grenzgänger" ist das Ziel des Kulturreferats.

(Foto: Tams)

Beim Thema Inklusion ist das Kulturreferat Vorreiter

Von Michael Zirnstein

Als die neue Intendantin Andrea Gronemeyer im Kulturausschuss ihr erstes Programm für die Schauburg vorgestellt hat, berichtete sie auch von den Umbauplänen im Keller: Statt des Bistros soll dort eine zweite Spielstätte entstehen, die von Besuchern im Rollstuhl leicht erreicht werden kann. Gronemeyer baute damit eine ideale Rampe zum wichtigsten Tagesordnungspunkt: "Inklusion im Kulturreferat". Denn dass Kulturschaffende in München ganz selbstverständlich Menschen mit Behinderung einbeziehen, liegt auch am Kulturreferenten Georg Küppers (SPD). Beziehungsweise daran, wie dessen Behörde die UN-Behindertenkonvention seit einem Grundsatzbeschluss des Stadtrates im Dezember 2014 umgesetzt hat.

Der erste Aktionsplan zur Inklusion suche "im innerstädtischen Vergleich Münchens seinesgleichen", lobt der Behindertenbeirat der Landeshauptstadt - was aber auch zeigt, dass andere Referate noch lange nicht so weit sind. Die Stadträte würdigten Küppers' Bericht über bisherige und geplante Kultur-Projekte als "beispielhaft" (Klaus-Peter Rupp, SPD), "hervorragend" (Beatrix Burkhardt, CSU) und "echt toll", wie Sabine Krieger (Grüne) es formulierte, die darin eine "Herzensangelegenheit des Kulturreferenten" erkannte. Der reichte das Lob an seine Mitarbeiter weiter. Die hätten zusammen mit Vereinen, Instituten und Verbänden daran gearbeitet, dass Menschen mit und ohne Einschränkungen "auf Augenhöhe" am Kulturleben teilhaben können - in einer Stadt, in der jeder zehnte Bürger von einer Behinderung betroffen ist.

Mit allen vier Maßnahmen des ersten Aktionsplanes sei man zeitlich im Plan. Die erste hat "das inklusive Münchner Stadtmuseum" zum Ziel. So wurden etwa Filmdokumente durch Tonspuren für Blinde erfahrbar gemacht, und Mitarbeiter und Architekten wurden geschult, bei der laufenden Sanierung die Bedürfnisse Behinderter zu erkennen. Die zweite Großmaßnahme ist das Pilotprojekt Kunst und Inklusion. Quer durch alle Sparten gab es 110 Veranstaltungen mit 100 Partnern und 10 000 Besuchern, von der Graffiti-Aktion mit Prägeschrift für Blinde über Museumsführungen für Demenzkranke und einen Poetry-Slam mit Gebärdendolmetscher bis zu einem Symposium in den Kammerspielen. Dabei waren auch 100 Künstler mit Behinderung aktiv.

Das Kulturreferat initiierte zudem einen Verleih von Werken behinderter Künstler und ein Netzwerk für inklusive Kultur. In der dritten Maßnahme "Inklusive Kunstvermittlung" ging es darum, dass grundsätzlich alle Bürger selbstbestimmt Kultur erfahren können sollen. Exemplarisch dafür entwickelte das Jüdische Museum einen Tast-Koffer mit Ausstellungsstücken für Blinde. Außerdem wurden der Münchner Kulturführer in leichter Sprache neu aufgelegt und das Internetportal Musenkuss mit Hunderten barrierefreien Angeboten überarbeitet. In der vierten Maßnahme baute die Volkshochschule - Vorreiter für Inklusion und Barrierefreiheit in München - ihr Angebot weiter aus.

Bei der Otto-Falckenberg-Schule sah Klaus-Peter Rupp zwar Fortschritte, wie Inklusion in der Schauspielausbildung inhaltlich umgesetzt wird, aber gerade baulich, etwa beim Nachrüsten von Aufzügen, "hätte man mehr machen können". Generell soll künftig bei Umbauten und Sanierungen großer Wert auf Barrierefreiheit gelegt werden. Bei der Monacensia sei das bereits vorbildlich gelungen.

Um die Inklusion voranzutreiben, haben die Stadträte zugestimmt, zwei befristete Halbtagesstellen im Kulturreferat und im Stadtmuseum in feste Anstellungen umzuwandeln und das Budget zur Projektförderung aufzustocken, was von 2018 an jährlich 248 000 Euro kostet. Zudem wurden für eine Hörhilfeanlage und einen mobilen Rollstuhllift 34 000 Euro bewilligt. "Es gibt keine Pause, wir bleiben dran", versprach Küppers. So gibt es noch 2017 eine Tastführung durch die Villa Waldberta und ein "Singen unterm Weihnachtsbaum" am Marienplatz für wirklich alle Münchner - dank Noten in Brailleschrift und Gebärdendolmetscher.

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