"Blumentopf" für Bayern:Wettstreit mit Wortspielen

Spektakuläre Show auf großer Bühne: Die Münchner Hip-Hop-Band "Blumentopf" tritt diesen Freitag für Bayern beim "Bundesvision Song Contest" an. Ein Gespräch mit Rapper Cajus Heinzmann.

Steffen Heinzelmann

Ganz gleich, ob mit Claudia Korecks bairischer Mundart im vergangenen Jahr oder den Sportfreunden Stiller 2008: Beim Bundesvision Song Contest, dem TV- Bandwettbewerb von Stefan Raab, ist Bayern bisher immer leer ausgegangen. An diesem Freitag in Berlin (Pro7, 20.15 Uhr) sind die fünf Münchner Hip-Hop-Helden von Blumentopf mit "So La La" für Deutschlands größtes Bundesland am Start. Mit Cajus Heinzmann, 35 Jahre alt und Rapper bei der Band, sprach Steffen Heinzelmann über Erfolgsaussichten und Bühnenzauber.

Pressekonferenz Bundesvision Song Contest 2010

Für Bayern im Rennen: die fünf Jungs von Blumentopf.

(Foto: ddp)

Süddeutsche Zeitung: Ihr fünf repräsentiert beim Song Contest 12,5 Millionen Bayern. Macht Euch das stolz - oder eher nervös?

Cajus Heinzmann: Es ist auf jeden Fall ein sehr gutes Gefühl. Und obwohl wir wie alle Gruppen beim Song Contest in erster Linie uns selbst und unsere Musik vorstellen, wollen wir natürlich auch zeigen, dass wir fünf sympathische Jungs aus einem wunderschönen Bundesland sind.

SZ: Was ist denn das typisch Bayerische an "So La La"? Die Zeile "so mit Snowboard-Boots zum Après-Ski"? Oder vielleicht "so onanieren zu Blasmusik"?

Heinzmann: Wer im Text danach sucht, findet tatsächlich etwas, das an Bayern erinnert. (Lacht.) Es ist aber kein bayerisches Lied, und auf dem Oktoberfest habe ich es auch leider noch nicht gehört. Es ist ein humorvolles Stimmungslied: Jede Zeile ist ein Wortspiel, eine Message hat der Song nicht. Was ihn bayerisch macht, ist, dass die Mehrheit von uns in München geboren wurde und hier lebt.

SZ: Tritt Blumentopf in Berlin denn zünftig bayerisch auf?

Heinzmann: Lederhosen werden wir keine tragen. Wir haben uns für die Show etwas richtig Spektakuläres überlegt - was genau, das verraten wir vorher aber nicht. Nur so viel: Wir sind dann fast 30 Leute auf der Bühne, das wird ein richtiger Zauber. Keine Show mit Pyroeffekten, aber was zum Hingucken.

SZ: Ihr seid beim Song Contest quasi Botschafter des Freistaats. Welches Vorurteil über Bayern ist denn falsch?

Heinzmann: Falsch ist, dass die Bayern engstirnig sind - zumindest nicht die Leute, die ich kenne. Klar gibt es konservative Bayern, aber in meinem Umfeld sind alle sehr, sehr tolerant. Engstirnigkeit erlebt man eher im "deutschen Ausland", also außerhalb des Freistaats: Da hört man eben solche Vorurteile wie "in München geht nichts" und so. Aber München ist eine tolle Stadt, das wissen viele - und wer meckert, ist wahrscheinlich einfach ein bisschen neidisch.

"Es ist cool, andere Bands zu treffen"

SZ: Ihr habt einmal gesagt: Zum Eurovision Song Contest, dem internationalen Grand Prix, würdet Ihr nie gehen. Was reizt Euch jetzt an Raabs Wettbewerb?

Heinzmann: Der Bundesvision Song Contest ist ein ganz anderes Format, da sind völlig andere Bands dabei. Der Grand Prix hat eher ein älteres Publikum, da würden wir nicht hinpassen.

SZ: Ist die Show in Berlin ein Wettbewerb, ein Familientreffen der Branche - oder einfach eine große Werbeaktion?

Heinzmann: Der Song Contest ist eigentlich alles. Klar, es gibt einen Konkurrenzkampf. Und man will nicht Letzter sein. Cool ist aber auch, die anderen Bands zu treffen. Bakkushan aus Baden-Württemberg sind echt nette Jungs, mit denen man viel Spaß haben kann. Ich würde aber lügen, wenn ich sagen würde, das Marketing spielt keine Rolle: Wir bekommen große Aufmerksamkeit, wir können Freitagabend um 20.15 Uhr vor was weiß ich wie vielen Zuschauern performen.

SZ: Wie wurde Blumentopf denn als Starter ausgesucht?

Heinzmann: Es läuft so, dass sich die Plattenfirma mit einer oder mehreren Bands bewirbt. Jede Gruppe schickt drei Songs ein, Stefan Raabs Redakteure hören sich das an und wählen eine Band und das Lied aus. Unser Favorit "So La La" gefiel auch dem Veranstalter am besten, da gab es keinen Streit.

SZ: Die Bayern waren beim Song Contest bislang eher wenig erfolgreich. Wie lautet Euer Geheimrezept?

Heinzmann: Es geht ja vor allem um die Gunst der Zuschauer vor dem Fernseher, die kennen dich zum Teil gar nicht. Und dann kommen da 16 Bands, die ein halbes Jahr auf den Auftritt hin planen - da musst du echt herausstechen. Aber dafür haben wir seit der Zusage vor vier Monaten immer neue Ideen entwickelt und dann ausprobiert. Für uns wird das eine echt coole Sache: Wir sind noch nie in so einer großen Show aufgetreten, wir freuen uns auf die drei Minuten auf der Bühne.

SZ: Und wer sind die größten Rivalen?

Heinzmann: Das wird in Berlin echt schwer für uns. Es sind ja eher poppige Bands dabei, die sprechen ein breites Publikum an. Unheilig oder Ich+Ich sind starke Konkurrenz, vielleicht auch noch Selig. Mein Tipp: Unheilig wird am Schluss wohl das Rennen machen - also das Rennen um den zweiten Platz hinter uns.

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