Oktoberfest:Neun Wiesn-Paare, die so gar nicht zusammenpassen

Was Alt-Terminator und Altkanzler trennt, Kotzhügel von Wirtsbudenstraße unterscheidet und welcher Sport alle Besucher eint - Erkenntnisse des Wiesn-Auftakts.

Von Jana Stegemann

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Arnold Schwarzenegger auf dem Oktoberfest

Quelle: Instagram Ralf Moeller

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Der Wiederholungstäter: Arnold Schwarzenegger

Kein Oktoberfest ohne Arnie: Jahr für Jahr reist der Ex-Gouverneur und Alt-Terminator nach München zur Wiesn. Mal dirigiert er im Schützenzelt die Blaskapelle, mal erwischt die Polizei ihn, wie er (verbotenerweise) durch den Münchner Hauptbahnhof radelt. In diesem Jahr war der 71-Jährige dank ergrautem Vollbart und keckem Hütchen im Marstall-Zelt nicht leicht zu erkennen und wurde begleitet von Kumpel Ralf Moeller, Sohn Patrick und Marstall-Wirt Siegfried Able (von links). Fest steht schon jetzt: He'll be back in 2019.

Altkanzler Gerhard Schröder auf dem 185. Oktoberfest

Quelle: Kassian Stroh

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Der Flitzer: Gerhard Schröder

Oktoberfestpremiere mit 74 Jahren: Altkanzler Gerhard Schröder tauchte sehr plötzlich und sehr knapp vor Anstich im Trachtenjanker und mit Ehefrau Kim So-yeon im Schottenhamel-Zelt auf - und war zehn Minuten danach auch schon wieder weg. Ignorierte die bayerischen Genossen vollends, Natascha Kohnen schaffte es trotzdem, sich ihm für ein gemeinsames Foto in den Weg zu stellen. Wer ihn zur Wiesn-Eröffnung eingeladen hatte? "Ich mich selber", antwortete er. Na dann. In Wiesnzelten sind Flitzer - anders als in Fußballstadien - ja erlaubt. "Aber er hat das super souverän gemacht, auch wenn er ein Sozi ist", kommentierte Markus Söder. Allerdings war damit der Auftritt des SPD-Bürgermeisters Dieter Reiter in der Anzapfboxe gemeint.

Oktoberfest 2018

Quelle: dpa

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Der Neuling: Markus Söder

Bierzelt-Auftritte sind für ihn immer ein Heimspiel, nirgendwo sonst fliegen ihm die Kreuzchen so zu wie dort. Dennoch ist Markus Söder nach gefühlt 29 786 Bierzelt-Auftritten in der Anzapfboxe im Schottenhamel Neuling - und nur Randfigur. Im Blitzlicht steht dort beim Anstich traditionell Münchens Oberbürgermeister. Aber Söder wäre nicht Söder, wenn er nicht jeden in der Anzapfboxe über seine langjährige Anzapf-Erfahrung aufklären würde und einen flotten Spruch zu Dieter Reiters Anzapf-Performance vorbereitet hätte. Dennoch hat es 184 Oktoberfeste gedauert, bis Söder bayerischer Ministerpräsident wurde - und qua Amt die erste Mass der Wiesn entgegennehmen durfte. Die hatte Dieter Reiter allerdings extrem schaumig gezapft.

Oktoberfest 2018

Quelle: dpa

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Die Erfahrene: das Münchner Kindl

Viktoria Ostler teilt Söders Heimatliebe. Die 25-jährige Jurastudentin sagt über München: "Ich war schon in anderen Teilen von Deutschland, ich war schon auf der ganzen Welt, aber bei uns ists wirklich am allerscheensten!"

Sie ist das dritte Jahr in Folge das Münchner Kindl und somit Botschafterin der Stadt München. Den Einzug der Wiesnwirte begleitet Ostler in der typischen schwarz-gelben Mönchskutte (hat nichts mit dem BVB zu tun) auf dem Rücken eines Pferdes mit einer Bierattrappe in der Hand, während des Anzapfens sitzt sie auf einem Fass und schaut auf den Oberbürgermeister hinunter. Auf einem Gebiet ist Ostler aber dann doch Neuling: Sie hat erst vor zwei Tagen zum ersten Mal selbst ein Fass angezapft.

Oktoberfest 2018

Quelle: dpa

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Aufwendigste Frisur:

Wiesn-Flechtfrisuren sind eine Wissenschaft für sich. Die Drogeriekette Douglas setzte zum Wiesn-Start sogar ihren Beauty-ICE auf der Strecke Berlin-München ein, wo während der mehr als vierstündigen Fahrt aufwendige Zöpfe geflochten wurden. Daran sieht man den enormen Zeitaufwand, den zumeist Frauen betreiben, um möglichst traditionell auf Oktoberfest zu gehen.

Oktoberfest 2018: Opening Day

Quelle: Getty Images

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Einfachste Frisur:

Enorme Zeitersparnis, daher auch an dieser Stelle nicht viele Worte.

Oktoberfest 2018: Opening Day

Quelle: Getty Images

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Traditionelles Dirndl:

Auch in diesem Jahr kommt die Oktoberfestmode ohne Tüll und Glitzer aus. Mode-Experten und Dirndl-Designer predigen seit Jahren, die Rückbesinnung auf Traditionen und Werteverbundenheit - CSU-Ministerin Ilse Aigner hat das schon gemacht, bevor es wieder cool wurde. Was vor einigen Jahren begann, findet nun seinen vorläufigen Höhepunkt: Traditioneller wird's nicht mehr.

Oktoberfest 2018

Quelle: dpa

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Kreative Tracht:

Anders diese beiden Herren. Ihnen sind all die Modetipps völlig schnuppe und daher kombinieren sie Hawaiihemden zur Fake-Krachledernen- Seppl-Hose. Aloha!

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Quelle: AP

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Anziehungskraft:

An dieser Stelle die kühne, nicht wissenschaftlich bestätigte Behauptung: Nirgendwo sonst treten so viele sportliche wie unsportliche Männer und Frauen gegeneinander an, wie am ersten Wiesntag. Und zwar jedes Jahr um Punkt 9 Uhr, wenn der Eingang zur Theresienwiese geöffnet wird und das Rennen um die besten Plätze in den Festzelten beginnt. Erfahrene Wiesngängerinnen und -gänger tragen daher festes und flaches Schuhwerk. Die Fotografen freuen sich über Fotos von fröhlich laufenden Männern und Frauen, denen auch Regen und Sturm nichts anhaben können. Im Ziel winkt schließlich: Bier. Also später dann.

Oktoberfest 2018: Opening Day

Quelle: Getty Images

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Fliehkraft:

Im pinken Fahrgeschäft "Top Spin" wirken hohe Fliehkräfte auf Mitfahrerinnen und Mitfahrer. Nirgendwo sonst lässt sich so herrlich schreien, nirgends verknoten lange Haare so schnell. Zu hoffen für alle ist freilich nur, dass niemand vor der Fahrt, die mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 30 Stundenkilometern auf den Magen drückt, zu viel Alkohol getrunken und zu viele Haxn gegessen hat.

Oktoberfest 2018: Open Day

Quelle: Getty Images

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Kennt jeder: Florian Silbereisen

Flooooooooori! Kann man den Enthusiasmus zum Anstich noch irgendwie steigern? Ja, setz einfach Deutschlands männlichen Schlagerstar Nummer 1 und Freund von Helene Fischer in die erste Reihe direkt vor die Anzapfboxe. Machen sie hier im Schottenhamel seit Jahren. Wie Florian Silbereisen die Wiesn findet - die Antwort versteht keiner vor lauter schreienden Fotografen. Egal. Er lächelt. Scheint ok zu sein hier.

Oktoberfest 2018: Open Day

Quelle: Getty Images

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Eher unbekannt: Markus Blume

CSU-Generalsekretär Markus Blume hat Probleme, noch ins Zelt zu kommen. Er steht am Eingang und erklärt dem Einlasser, seine Einladung sei im Büro. Der Mann blickt ratlos zu seinem Kollegen. Der schaut sich Blumes Ausweis vom Bayerischen Landtag an, wirkt ebenso ratlos, wer da jetzt vor ihm steht und rein will. Blume sagt zur Sicherheit nochmal sein Sprüchlein auf mit der Einladung im Büro. Dann meint der Security-Mann: "Ja, Sie können Ihr Glück gern mal probieren. Ob Sie halt da oben noch einen Platz kriegen..." Blume gibt sich zuversichtlich: "Die kennen mich da oben." Aber nicht alle: Kaum kommt der CSU-Generalsekretär auf der Empore an, kommt wieder ein Mitarbeiter: "Haben Sie eine Karte?" Blume: "Nein." (lacht) "Sie ist im Büro." Der Mitarbeiter macht eine Bewegung, als wollte er Blume den Weg verstellen. Blume greift zum letzten Mittel: "Ich bin von der CSU." Der Mitarbeiter tritt sofort zur Seite: "Ja okay, ist in Ordnung."

Immerhin: "da oben" hat Blume ähnlich unbekannte CSU-Kollegen getroffen, das neben ihm ist Bayerns Wissenschaftsministerin Marion Kiechle.

Start Oktoberfest 2018

Quelle: dpa

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Überfüllt: Wirtsbudenstraße

Etwa sechs Millionen Menschen schieben sich in den kommenden 16 Tagen durch die Wirtsbudenstraße, die Hauptverkehrsader des Oktoberfestes. Vorbei an Festzelten, Fressständen und Fahrgeschäften. Danach laufen wieder statistisch gesehen die meisten Menschen pro Stunde über den Karlsplatz und die Kaufinger Straße. Dort wird mit 7014 Passanten pro Stunde die höchste sogenannte Passantenfrequenz der Stadt erreicht.

Oktoberfest 2018: Opening Day

Quelle: Getty Images

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Leer: Kotzhügel

Um 15 Uhr an Tag eins ein kurzer Zwischenstand vom Kotzhügel - oder wie ihn die Münchner Polizei nach jahrelanger Videoüberwachung nennt, dem Du-glaubst-es-nicht-Hügel: Ein paar Gäste meditieren hier den Rausch im Schneidersitz weg und Wildpinklerinnen versuchen die Ordner zu überlisten. Alles beim Alten also, nur in der Horizontalen ist noch keiner. Gegen Abend wird sich hier eine Neuerung zeigen: Die Polizei hat erstmals eine Beleuchtung installiert. Um Straftaten besser verhindern zu können, sagt die Polizei. Der Rentnergruppe an der Spitze des Hügels dürfte das gefallen: Sieht man länger was von den Verrückten da unten: "Schau, jetzt versucht sie wieder hochzukommen. Gleich hat sie's geschafft. Nee, doch nicht." Ein wunderbarer Seniorennachmittag hier.

"Schlumpfkiste" der Aicher Ambulanz Union im Einsatz. Aicher ist in diesem Jahr für die medizinische Versorgung auf der Wiesn zuständig und hat damit das Bayerische Rote Kreuz abgelöst

Quelle: Ana Maria Michel

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Brennt für die Sache: falscher Mönch

Das muss man erst mal schaffen: 32 Minuten nach Anstich die erste "Bierleiche" der Wiesn zu sein. Ein falscher Mönch nahm diese Herausforderung an. Der Mann habe eine Mönchskutte getragen, sagte die Sprecherin des zuständigen Sanitätsdienstes: "Wir dachten, dass es ein Mönch ist." Im Laufe der Behandlung habe sich aber herausgestellt, dass es sich bei dem etwa 50 Jahre alten Wiesngast nicht um einen Ordensmann handelte. Er soll nicht mal Latein gesprochen haben.

Oktoberfest 2018: Open Day

Quelle: Getty Images

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Etwas unkonzentriert: Dieter Reiter

Es ist sein fünftes Jahr als Oberbürgermeister. Mit schlafwandlerischer Routine zapft der SPD-Mann auch in diesem Jahr das Fass mit zwei Schlägen an. Nervös sei er höchstens eine Minute vor 12 Uhr, sagt Reiter: "Der Druck ist schon mal höher gewesen in den ersten Jahren." Doch eine Sache ist anders als in den vergangenen fünf Jahren. Reiter lässt den Satz "auf eine friedliche Wiesn", der traditionell aufs "Ozapft is" folgt, dieses Mal weg. Stattdessen wiederholt er "ozapft is". Ob das bewusste Abwechslung oder schlicht Unkonzentriertheit war, lässt sich nicht sagen. Für mittlere Irritationen im bayerischen In- und Ausland sorgte die Abkehr von der Routine aber durchaus.

Oktoberfest 2017

Quelle: dpa

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Rückblickend

Ist der Selfie-Stick nicht schon längst wieder out? Zumindest außerhalb der Wiesnzeit sieht man in München nicht mehr viele Menschen mit der praktisch-hässlichen Handy-Greifzange herumlaufen, die keinem anderen Zweck dient, als sich selbst in einen idealeren Winkel und damit oft auch in besseres Licht zu rücken.

Zugestanden sei es natürlich trotzdem jedem. Zumal diese drei Damen, das Foto stammt zugegebenermaßen schon von der vergangenen Wiesn, ohne das Gerät gar nicht die Chance hätten, sich selbst, ihre bunten Gewänder und den Ort des Geschehens ohne fremde Hilfe auf ein Bild zu pressen.

Immerhin: Man hat damit stets im Blick, was hinter einem passiert.

Oktoberfest 2018

Quelle: dpa

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Vorausschauend

Diese Frau scheint ihr Interesse eher nach vorne zu richten - und zumindest in diesem Moment mehr auf andere, denn aufs Ich. Auf der Wiesn ist eine Frau mit Niqab eher die Seltenheit, auch wenn man im Hacker-Zelt bereits vor zwei Jahren die Weltoffenheit demonstriert und das neue Zelt mit Gemälden ausgestattet hatte, auf dem Muslimas ganz natürlich einen Platz hatten.

Vermutlich geht es dieser Frau einfach genauso wie vielen anderen Wiesnbesuchern: Man kuckt und staunt. Und fotografiert, damit man es auch am nächsten Tag noch glaubt.

© SZ.de/mmo/imei/infu
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