Oft kommt es Florian Hundshammer so vor, als wollten die beiden ihm sagen: "Und was kommt jetzt?" Dann hat der Tierpfleger den beiden Kolkraben mal wieder eine Aufgabe gestellt oder ein neues Spielzeug gebracht; aber während manch anderes Tier ein Leben lang dumpf davor hocken würde, lösen Jakob und die Namenlose, seine Gefährtin, alle Rätsel im Krallumdrehen.
Ein Holzblock mit einem tiefen Loch, tiefer als der kräftige Schnabel reicht, und unten ist das Futter? Schon ist ein Zweig zum Auskratzen herbeigebracht. Die Kolkraben zählen zu den schlauesten Tieren, manche lernen sogar ein paar Worte. Nun gut, die Münchner Raben können das nicht, aber Jakob, der legendäre Vorgänger, nach dem auch das jetzige Männchen benannt ist, hat das alles draufgehabt.
"Sie unterscheiden jeden nach Gesicht und Stimme", sagt Hundshammer, der seinen Schützlingen sehr zugetan ist. Zu ihm sind sie deshalb auch netter als zum Tierarzt, bei dessen Anblick sie das nächste Versteck aufsuchen. Ach, die Raben.
"Über den schwarzen Winkel hasten / Am Mittag die Raben mit hartem Schrei." So hat es Georg Trakl gedichtet. Seit sie in der Natur, leider, nicht mehr so zahlreich sind, muss man sie im Zoo betrachten. Mit dem Schrei hat es Jakob der Zweite nicht so: Seit einiger Zeit brabbelt er. So muss die Sprache der Menschen für ihn klingen, die ihn hier gefangen halten. Joachim Käppner