100 Jahre Münchner Kammerspiele:Vom Wurstel zur Avantgarde

Legenden, Ermittler und Provokationen: Die Münchner Kammerspiele, eines der wichtigsten Schauspielhäuser Deutschlands, feiert 100-jähriges Bestehen. Ein Blick auf die bewegte Geschichte des Theaters, in der Skandale nicht ausbleiben.

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Münchner Kammerspiele

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Legenden, Ermittler und Provokationen: Die Münchner Kammerspiele, eines der wichtigsten Schauspielhäuser Deutschlands, feiert 100-jähriges Bestehen. Ein Blick auf die bewegte Geschichte des Theaters, in der Skandale nicht ausbleiben.

Vor genau 100 Jahren, am 11. Oktober 1912, starteten die Münchner Kammerspiele in die erste Spielzeit. Gezeigt wurde das expressionistische Stück "Das Leben des Menschen" von Leonid Andrejew. Das Schauspielhaus sah sich bereits zu Beginn als Gegenwartstheater und griff neben Klassikern auch zeitgenössische Dramatiker wie Frank Wedekind, August Strindberg und Georg Kaiser auf.

Innenansicht der Münchner Kammerspiele

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Die ersten Aufführungen der Kammerspiele fanden noch in einer anderen Spielstätte statt - am Münchner Lustspielhaus an der Augustenstraße 89. Zu Beginn lief das Theater noch unter dem Namen "Zum großen Wurstel", wurde jedoch recht schnell in "Münchner Kammerspiele" umbenannt. Erst 1926 erfolgte unter Intendant Otto Falckenberg der Umzug an die Maximilianstraße und die Eröffnung der neuen Spielstätte mit einer Aufführung von Georg Büchners "Dantons Tod". Das Gebäude hier gilt heute als das letzte erhaltene Jugendstiltheater der Bundesrepublik. Im Zweiten Weltkrieg wurde vor allem der Bühnenraum des Theaters stark beschädigt und brannte aus. Nach dem Krieg wurde das Bauwerk dann schrittweise wieder instandgesetzt.

Bertolt Brecht

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Dass die Münchner Kammerspiele in den 1920er Jahren als das wohl wichtigste Theater außerhalb Berlins galten, dürfte nicht zuletzt an ihm gelegen haben: Bertolt Brecht. Zu dieser Zeit inszenierte der gebürtige Augsburger Brecht nämlich unter anderem die Uraufführung seines Werks "Trommeln im Wind" in München. 

Bundespräsident verleiht Verdienstorden

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Früher Skandal-Regisseur, heute Bundesverdienstkreuz-Träger. Peter Stein sorgte 1968 an den Kammerspielen mit seiner Inszenierung von Peter Weiss' "Vietnam-Diskurs" für einen handfesten Skandal: Nach der Aufführung ließ er seine Schauspieler zu einer Spendensammlung für den Vietcong aufrufen und mit Hüten durchs Publikum gehen. Ein Teil des Publikums spendete, andere waren empört.

Franz Xaver Kroetz, 2010

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Der Münchner Dramaturg und Schauspieler Franz Xaver Kroetz sorgte Anfang der 1970er Jahre gleich mit mehreren Inszenierungen für Wirbel. So wurden auf der Bühne in seinen Stücken "Heimarbeit" und "Hartnäckig" zum Beispiel die langsame Ermordung eines Kindes und eine Abtreibung mit einer Stricknadel dargestellt. Es folgten wütende Proteste vor dem Theater.

Mario Adorf mit Lebenswerk-Preis bei US-Filmfest geehrt

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Viele bekannte deutsche Schauspieler bespielten im Laufe ihrer Karriere auch einmal die Bühne der Münchner Kammerspiele. Mario Adorf kann gar als Eigengewächs bezeichnet werden. Er hat sein Handwerk an der dem Schauspielhaus angegliederten Otto-Falckenberg-Schule gelernt.

Auch haben Darsteller wie Heinz Rühmann, O. W. Fischer, Maximilian Schell, Katja Riemann, Julia Jentsch und Nosferatu-Darsteller Max Schreck auf der Münchner Theaterbühne gestanden.

60 Jahre Bundesrepublik - 'Derrick'

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Ein Engagement bei den Kammerspielen scheint zudem eine besonders gute Vorbereitung auf eine Rolle als TV-Kommissar zu sein. So gehörte beispielsweise Derrick-Darsteller Horst Tappert von 1956 bis 1967 dem Ensemble an. Außerdem spielten auch Siegfried Lowitz ("Der Alte"), Axel Milberg ("Tatort"), Edgar Selge ("Polizeiruf 110"), Joachim Król ("Tatort") und Nina Kunzendorf (ebenfalls "Tatort") an der Theaterstätte.

Abschied aus der der Jutierhalle, 2003

Quelle: RUMPF, STEPHAN

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Zu Beginn des neuen Jahrtausends begann eine große Generalsanierung des Theaters. Bis zur Neueröffnung 2003, mit einer Aufführung von Shakespeares "Othello", mussten Theaterleute und Gäste daher in verschiedene Ersatzunterkünfte ausweichen. In der Spielzeit 2002/2003 beheimatete zum Beispiel die Jutierhalle, ein umgebautes Industriegebäude, die Kammerspiele.

Kammerspiel-Intendant Simons wird 65

Quelle: picture alliance / dpa

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Aktueller Intendant der Kammerspiele ist der Niederländer Johan Simons. Er folgte 2010 auf Frank Baumbauer. Simons hatte zuvor das NT Gent geleitet, aber bereits als Regisseur an den Kammerspielen inszeniert.

Premiere des Stücks "Hotel Savoy" in München, 2010

Quelle: Stephan Rumpf

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Von 11. bis 14. Oktober feiern die Kammerspiele nun ihr 100. Jubiläum. Dabei wird es Lesungen, Wortbeiträge und "eine Nacht lang elektronische Musik für Anspruchsvolle" (Zitat von der Website des Theaters) geben. Am Sonntag, den 14. Oktober, werden dann 100 Tische vor dem Theater auf der Maximilianstraße aufgebaut und ein Bürgergipfel abgehalten. Dort soll darüber diskutiert werden, wie die Einwohner sich die Zukunft der Münchner Stadtgesellschaft vorstellen.

© Süddeutsche.de/most/sonn
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