Süddeutsche Zeitung

100-Jahr-Feier:Büfett für Promi-Gäste, Currywurst für die Mitarbeiter bei BMW

Was zur Feier des 100. Geburtstags geplant ist, schmeckt bei BMW nicht allen. Betriebsräte sprechen von Zweiklassengesellschaft.

Von Christian Krügel

Es gehört gewiss zu den schwierigsten diplomatischen Aufgaben, in einer großen Familie eine große Geburtstagsfeier zu organisieren. Immer ist jemand mit Ablauf, Örtlichkeit, Präsenten und Speisenfolgen unzufrieden. Kein Wunder also, dass auch die BMW-Familie, zu der in München 41 000 Angestellte gehören, über die Feiern zum 100. Geburtstag debattiert.

Der wird an diesem Montag offiziell begangen, die Kanzlerin wurde eingeladen, natürlich viel Prominenz und Großkopferte und eigentlich auch alle Aktiven aus der BMW-Familie. Dumm nur, dass es in München keine Halle gibt, die alle gleichzeitig fassen könnte. Deshalb kam der Konzern auf die Idee, für 2000 Promi-Gäste die Olympiahalle anzumieten, und alle anderen in die Allianz-Arena einzuladen, wohin die Feier aus der Halle dann übertragen wird.

Lieber eine Prämie als eine große Party

Das ist nun genau der Anlass für den Ärger: Einige Betriebsräte sprechen von Zwei-Klassengesellschaft. Während die Vorstandsetage im Warmen beim Käfer-Büfett feiere, gebe es für den einfachen Arbeiter nur Currywurst in der zugigen Arena. Und an die vielen Tausend BMW-Rentner habe gar niemand gedacht.

So ganz ist das nicht von der Hand zu weisen, die ganze Wahrheit ist es aber auch nicht. Denn in der Arena gibt es für alle Gäste immerhin dreieinhalb Stunden Musik-Programm, darunter einen Live-Auftritt von Andreas Bourani. Und Angela Merkel spricht zu den VIPs in der Halle genauso nur per Video-Botschaft wie zu den Arbeitern in der Arena: In Wirklichkeit ist sie beim EU-Gipfel.

So ahnt man, was wirklich hinter dem Gegrummel steckt: Es ist noch nicht klar, ob es heuer zum Jubeljahr auch eine Jubelprämie für alle gibt. Die ist allen gewiss wichtiger als Hummer oder Currywurst. Und kulinarisch gesehen müssten die BMW-Mitarbeiter ohnehin in Stuttgart feiern: Dort kredenzt ihnen Mercedes Benz in dieser Woche kostenlos ein Gericht als Hommage an das BMW-Markenzeichen: saure Nieren.

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Quelle:
SZ vom 07.03.2016/vewo
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