Der Name „Zusatzbeitrag“ klingt mittlerweile drollig. Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherungen wissen natürlich, dass sie dafür nichts zusätzlich bekommen. Sie wären ja schon froh, wenn sie jeweils rasch einen Termin beim Allergologen bekämen. Aber der Zusatzbeitrag gleicht mittlerweile nicht mehr kleine Zusatzkosten im Gesundheitssystem aus, sondern muss die enorm steigenden Ausgaben der Kassen auffangen. Der Zusatzbeitrag steigt daher so stark wie noch nie.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht zwar, mit Reformen die Kosten in den Griff zu bekommen. Geschafft hat er das bisher nicht. Auch in der Pflegeversicherung werden die Beiträge erhöht werden müssen. Die Abgaben für Gesundheit und Pflege steigen im Wahljahr 2025 auf einen Rekordwert. Die Gehaltszettel werden die Deutschen Monat für Monat daran erinnern. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des deutschen Gesundheitssystems stimmt nicht. Die Deutschen zahlen besonders viel, leben aber dafür nicht besonders lange. In anderen europäischen Ländern ist das Gesundheitssystem billiger und die Lebenserwartung höher.
Der Sozialminister hat’s etwas einfacher
Dazu kommt die Rentenpolitik von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Auch dieser Sozialdemokrat will die Sozialbeiträge erhöhen: Er will die Renten der Babyboomer stärker steigen lassen als bisher geplant. Höhere Renten sind allerdings in der Bevölkerung beliebt, trotz aller Kritik von Ökonomen. Lauterbachs Zusagen, dass die Gesundheitsversorgung künftig besser wird, haben die Stimmung in den Wartezimmern bisher nicht gehoben. Das macht seinen Job schwieriger als den von Heil. Schafft es der Arbeitsminister, das Rentenpaket gegen den Widerstand der FDP durchzusetzen, dürfte das Willy-Brandt-Haus Auftritte von Heil im Wahlkampf schon mal als positiven Zusatzbeitrag einplanen. Die steigenden Kosten im Gesundheitssystem von Lauterbach sind dagegen im Wahlkampf eine Zusatzbelastung.
