Zeitumstellung:Eh egal

Nicht das Vorstellen der Uhren ist das große Problem, sondern der Ärger über Dinge, die sich nicht ändern werden.

Von Karoline Meta Beisel, Brüssel

In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren auf die Sommerzeit vorgestellt. Das ist gut: So hat der Sonntag nur 23 Stunden - also eine Stunde weniger, um sich zu ärgern, dass die Zeitumstellung immer noch nicht abgeschafft ist. Das hatte die EU-Kommission 2018 unter Jean-Claude Juncker zwar angekündigt, nach einer Bürgerbefragung, an der sich weniger als ein Prozent der Europäer beteiligte. Seither ist jedoch nicht viel passiert. Jedes EU-Land kann selbst entscheiden, wie spät es im eigenen Territorium sein soll. Die Länder sind sich jedoch einig, dass sie sich bei dieser Entscheidung absprechen wollen. Andernfalls entstünde in der EU ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Zeitzonen.

Damit endet die Einigkeit aber auch schon wieder. Manche wollen die Zeitumstellung beibehalten, andere abschaffen. Die einen wollen immer Sommerzeit: Am liebsten sollen laue Juliabende gar nicht enden. Die anderen wollen immer Winterzeit, weil sie andernfalls im Januar um elf Uhr noch im Dunkeln hocken. Dieser Konflikt lässt sich nicht auflösen; kein Wunder, dass es die EU-Staaten schon seit einer Weile nicht einmal mehr ernstlich versuchen. Die Zeitumstellung mag für Körper und Geist eine Herausforderung sein - in den Hauptstädten ist die Furcht vor den praktischen Problemen ihrer Abschaffung ganz offensichtlich größer.

Gesundheitliche Probleme bekommt aber auch, wer sich ständig über Dinge aufregt, die sich nicht ändern werden. Aufhören muss darum nicht die Zeitumstellung - sondern die Debatte um ihre Abschaffung. Es wäre ehrlicher, wenn die EU-Kommission ihren Gesetzesvorschlag zurückzöge.

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