CO₂-Preis:Eine Frage der Gerechtigkeit

CO₂-Preis: Hoffentlich gut gedämmt: Je besser der Wärmeschutz, desto sind geringer die Kosten durch den CO₂-Preis

Hoffentlich gut gedämmt: Je besser der Wärmeschutz, desto sind geringer die Kosten durch den CO₂-Preis

(Foto: imago stock/imago images / Panthermedia)

Die Koalition will den CO₂-Preis neu zwischen Mietern und Vermietern aufteilen. Ihre Lösung hat noch einige Tücken - aber die Richtung stimmt.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Sie war von Anfang an eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die Aufteilung des CO-Preises zwischen Mietern und Vermietern. Denn wie teuer sie der Preis auf den Kohlendioxid-Ausstoß kommt, darauf haben Mieter nur begrenzt Einfluss. Sie können weniger heizen, besonnener lüften - aber über die Sanierung der Fassade, neue Fenster oder eine effizientere Heizung entscheidet eben der Vermieter. Zahlen aber mussten die Mieter den CO-Preis auf Heizöl oder Erdgas allein. Die Wirkung des Preises verpuffte.

Die Koalition geht diese Frage nun zumindest an. Sie will den Schlüssel, nach dem sich Mieter und Vermieter künftig die Kosten teilen, vom Verbrauch der Gebäude abhängig machen. Sind die gut gedämmt, verbrauchen also wenig Energie, schultert der Mieter den CO-Preis. Hat der Vermieter sich dagegen jede Sanierung eines alten Gebäudes gespart, ist er dran. Das klingt auf den ersten Blick alles sehr gerecht.

Die Sache hat allerdings ein paar Haken. Legt man Erhebungen über den durchschnittlichen Verbrauch deutscher Gebäude zugrunde, und der ist nicht berühmt, bleibt es bei einem Schlüssel von 70:30 - zu Gunsten der Vermieter. Und jene Gebäude, in denen der Vermieter fast alles wird tragen müssen, sind dünn gesät. Hier muss die Koalition nachlegen, soll der Anreiz spürbar werden. Auch die Einstufung als solche wird nicht einfach: Denn der Wärmebedarf hängt eben auch vom Wetter ab. Wiedersehen vor Gericht sind garantiert. Da wäre eine klare 50:50-Aufteilung zwar gröber, aber auch einfacher gewesen.

Das ganze Problem wird sich in den nächsten Jahren noch massiv verschärfen: durch Energiepreise in einer Höhe, die jeden CO-Preis in den Schatten stellt. Auch hier werden Mieter diejenigen sein, die es am härtesten trifft, die sich aber zugleich am wenigsten wehren können.

Es gäbe Möglichkeiten, das Problem zu lösen - etwa durch eine Teilwarmmiete, bei der Wohnungen inklusive einer Basis-Versorgung an Wärme vermietet werden. Vermieter hätten mehr von dieser Miete, wenn sie ihre Häuser energieeffizient sanieren. Es wäre ein Systemwechsel - aber einer, der mehr Gerechtigkeit verspricht.

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