G 20:Bloß nicht wirklich miteinander reden

Dialogbereitschaft sollte man von Wladimir Putin in Bali nicht erwarten. Wenn er denn überhaupt erscheint.

Kommentar von Silke Bigalke

Vordergründig sieht es wie eine Selbstverständlichkeit aus, dass Wladimir Putin (nach Angaben des indonesischen Gastgebers) am G-20-Gipfel im November auf Bali teilnimmt. Schon lang stellt sich der Kremlherrscher als globaler Problemlöser dar, macht den Westen für Hunger, Inflation, Energieunsicherheit verantwortlich, träumt von einer neuen Weltordnung. Da darf er natürlich nicht fehlen, wenn sich die Staatschefs der wichtigsten Industrieländer treffen. Schon die Begegnung mit Xi Jinping gilt als Motivation, Putin wünscht sich von Peking eine entschiedenere Unterstützung für seinen Feldzug. Abgesehen davon bietet der Gipfel eine Bühne für seine Propaganda.

Der Kremlherrscher wittert "Russophobie" in solchen internationalen Foren

Gleichzeitig weiß der Kremlherrscher, dass ihn die Mehrheit der Teilnehmer kaum willkommen heißen wird. Seit Jahren beklagt Putin die "Russophobie" des Westens, die ihm aus seiner Sicht das Recht gibt, Formate wie die G20 mit Geringschätzung zu behandeln. Solche Foren sind nach Meinung des Kreml von den USA erfunden worden, um der Staatengemeinschaft ihren Willen zu diktieren. Dialogbereitschaft sollte man von Putin in Bali nicht erwarten. Im Juli hat es Sergej Lawrow vorgemacht: Beim Treffen der Außenminister verschwand er nach seiner eigenen Rede, hörte die Antworten nicht mehr an und beklagte sich danach trotzdem über deren Kritik: Man habe die Russen doch tatsächlich als "Aggressoren, Eindringlinge, Besatzer" bezeichnet, sagte Lawrow.

Der Kreml hält sich offen, ob und auf welche Weise Putin am Gipfel teilnehmen mag. Sicher wird er sich nur zeigen, wenn er einen Vorteil für sich sieht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: