Wirecard:Minister Mutlos

Peter Altmaiers Versagen im Fall Wirecard wäre eines Rücktritts würdig.

Von Cerstin Gammelin

Wenn politische Verantwortung zu verteilen ist, wird sie gerne bei jenen abgeladen, die auf dem Absprung sind. Es verwundert deshalb nicht, dass gerade Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Scherben des Wirecard-Betrugsskandals vor die Tür gekehrt werden. Altmaier wird der nächsten Regierung kaum mehr angehören. Abgesehen davon, ist er in diesem Amt nie ganz angekommen.

Es ist gut, dass Altmaier sowieso geht. Denn andernfalls müsste er es jetzt tun. Die Akten des Untersuchungsausschusses Wirecard und vor allem der Bericht eines Sonderermittlers zu EY legen ein massives Versagen der Wirtschaftsprüfer nahe, deren oberster Aufseher Altmaier ist. Es scheint, als hätten die Prüfer von EY jahrelang beide Augen zugedrückt. Und der Bericht zeigt, dass die Wirtschaftsprüfer mit dem Dax-Konzern über diverse Aufträge so eng verflochten waren, dass ohne gewünschtes Prüfsiegel womöglich anderswo ein Auftrag flöten gegangen wäre.

Dem Bundeswirtschaftsminister ist es vorzuwerfen, dass er sich nicht mit Macht und Kraft daran gemacht hat, diese Netzwerke zu zerschlagen. Bis heute weigert er sich, etwa die Haftungsregeln zu verschärfen. Er agiert so mutlos, als sei er vor der Lobby der Wirtschaftsprüfer in Respekt erstarrt. Das reicht nicht für den Wirtschaftsminister eines Exportweltmeisters.

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