Meinung80. Jahrestag der Ermordung von Dietrich Bonhoeffer:Extremisten missbrauchen das Vermächtnis von  Widerstandskämpfern

Kolumne von Heribert Prantl

Lesezeit: 4 Min.

Der evangelische Theologe und NS-Kritiker Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet, nur wenige Wochen vor Kriegsende.
Der evangelische Theologe und NS-Kritiker Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet, nur wenige Wochen vor Kriegsende. (Foto: Scherl/SZ Photo)

Vor achtzig Jahren wurde der Pfarrer von den Nazis umgebracht. Seine Opposition gegen deren Tyrannei gehört zu den guten Mächten der deutschen Geschichte. Und nun versuchen AfD oder Evangelikale, den Hitler-Gegner für sich zu nutzen.

Es war kurz vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes, kurz vor der bedingungslosen Kapitulation, kurz vor der Befreiung von der Tyrannei; es war vier Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Vor achtzig Jahren wurde Pastor Dietrich Bonhoeffer im oberpfälzischen Konzentrationslager Flossenbürg ermordet, zusammen mit anderen Widerständlern des 20. Juli 1944, darunter Admiral Wilhelm Canaris. Die Todesurteile wurden in einem Scheinverfahren verhängt, das selbst nach NS-Gesetzen rechtswidrig war. Die Verurteilten wurden noch zusätzlich gedemütigt: Sie mussten sich nackt ausziehen, nackt zum Galgen gehen und wurden dort an Drahtschlingen aufgehängt. (Sechs Stunden dauerte die Hinrichtung, da die bis zur Ohnmacht Strangulierten wiederbelebt wurden, um ihr Leiden zu verlängern.) Am selben Tag, am 9. April 1945, wurde der Widerstandskämpfer Ewald von Kleist-Schmenzin in Berlin-Plötzensee guillotiniert. Am selben Tag, am 9. April 1945, wurde auch der Schreiner Georg Elser, der „Sonderhäftling des Führers“, im Konzentrationslager Dachau ermordet – nach fünf Jahren Haft, ohne Verfahren und Urteil. Er hatte 1939 im Münchner Bürgerbräukeller das nur knapp gescheiterte Bombenattentat auf Hitler und die NS-Führungsschicht ausgeführt.

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