Aktuelles Lexikon:Angebot

Angebote gibt es im Supermarkt und in Tarifrunden. Aber sie haben nicht viel miteinander gemein.

Von Detlef Esslinger

"Das beste Angebot aller Zeiten", so bewertet GDL-Chef Claus Weselsky den Brief, den er am Mittwochabend vom Bahn-Vorstand erhalten hat. Was Angebote betrifft, gibt es im Wirtschaftsleben solche und solche: Jede Zahnpasta und jedes Stück Käse, das im Supermarkt ausliegt, ist im Grunde ein Angebot; man kann weitergehen (und es somit ablehnen) oder es annehmen - zum ausgewiesenen Preis; denn verhandeln wird die Kassiererin nicht. Bei Tarifverhandlungen wiederum geht es weniger wie im Supermarkt zu, sondern mehr wie auf einem Basar: Ein Angebot der Arbeitgeber ist lediglich die Basis für die weiteren Verhandlungen. Wenn Weselsky also sagt, auch die beste Bahn-Offerte aller Zeiten sei "nicht annehmbar", so ist das eine klassische Gewerkschafter-Reaktion. Noch nie haben Arbeitgeber erwartet, dass ihr Angebot umstandslos angenommen würde; bei der Abgabe preisen sie dies ein. Damit es am Ende nicht zu teuer wird, haben sie in vielen Tarifverhandlungen die Methode etabliert, nur eine Art Angebot abzugeben, und nur zu ausgewählten Forderungen der Gewerkschaft. Ihr Begleitsatz dazu lautet: "Es ist nichts angeboten, bevor nicht über alle Forderungen Einigkeit besteht." Diese Methode setzt indes Verhandlungswillen bei der Gewerkschaft voraus. Die GDL hat ihn zumindest zurzeit nicht.

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