Unesco:Geschenk an die Zukunft

Liverpool mag seine Neubauten hässlich und verliert daher den Status als Weltkulturerbe. Ein Plädoyer für mehr Denkmalschutz - und für wirksameren.

Von Kia Vahland

Kulturerbe, das klingt nach ewiger Dauer. Der Eindruck trügt. Man kann dieses Erbe an Naturgewalten oder im Krieg verlieren, und man kann es gleich selbst zugrunde richten. Dies ist auch im reichen Westen recht häufig der Fall, durch Verwahrlosung, Überbauung, Abriss, Zweckentfremdung. Deswegen erstaunt nicht, dass die Unesco nun Liverpool wegen allerlei baulicher Schandtaten seinen Status als Welterbe aberkennt. Erstaunlich ist nur, dass dies erst zum dritten Mal überhaupt geschieht. Zuletzt betroffen war peinlicherweise das Dresdner Elbtal, weil man dort partout meinte, eine raumgreifende Brücke in die alte Kulturlandschaft setzen zu müssen.

Reichtum schützt vor Geschmacklosigkeit nicht und vor mangelndem historischen Bewusstsein ebenso wenig. Bloß weil die Vorfahren ästhetische Wunderwerke schufen, heißt das nicht, dass die Heutigen sich nicht mit fantasieloser Investorenarchitektur begnügen.

Wer das nicht will, muss den Denkmal- und Landschaftsschutz, eine nicht profitorientierte Baukultur und Kontrollinstanzen wie das Welterbe-Komitee der Unesco fördern. Es wird Zeit, dass dieses zu Sanktionen greift, anstatt immer nur neue Stätten zu ernennen. Kulturerbe ist ein Geschenk der Vergangenheit an die Zukunft. Die Gegenwart muss sich seiner erst einmal würdig erweisen.

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