Er war gescheit, umtriebig und tatkräftig; er war ein schneller, manchmal zu schneller Macher, ein begnadeter Parlamentarier, ein genialischer Demokrat - und ein tiefgläubiger Katholik. Matthias Erzberger war ganz armer Leute Kind aus dem Dörfchen Buttenhausen in Oberschwaben. Er wurde Ministrant, er wurde Lehrer, er wurde Zeitungsredakteur, er wurde mit 28 Jahren direkt gewählter Abgeordneter im Reichstag für die katholische Zentrumspartei. Er zog mit seiner Familie in die Hauptstadt, blieb habituell ein Provinzler, wurde ein bekannter Parlamentarier des späten Kaiserreichs - und dann einer der Gründerväter der Weimarer Republik. Er war ein steter Kirchgänger und ein unsteter Parteigänger, ein Anwalt der kleinen Leute; er ist ein Ahnherr der Herz-Jesu-Sozialisten in der heutigen CDU.
MeinungZeitgeschichte:Der sperrige Held

Kolumne von Heribert Prantl
Lesezeit: 4 Min.

Verkannt, verfemt, verketzert: Vor 100 Jahren wurde der katholische Politiker Matthias Erzberger ermordet. Die Weimarer Republik hätte mehr Demokraten gebraucht wie ihn.
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