Wahlkampf:Im Streit mit sich selbst

Einzelne Genossen wollen Sahra Wagenknecht aus der Linken ausschließen. Die Parteispitze tut gut daran, das Ansinnen als abwegig zurückzuweisen.

Von Jens Schneider

Es ist eine politische Gesetzmäßigkeit, deren Gültigkeit gerade die Linke oft mit Leidenschaft unter Beweis stellt: Steht eine Partei mies da, beschäftigt sie sich sehr viel mit sich selbst, so dauert es nicht lange, bis es ihr noch schlechter geht. Die Linke hat zuletzt schwere Wahlniederlagen erlitten, interne Verwerfungen prägen zu oft ihr Erscheinungsbild. Manche in ihren Reihen bangen, dass es knapp werden könnte bei der Bundestagswahl. Ausgerechnet in dieser Lage kommen einige ihrer Genossen auf die bizarre Idee, Sahra Wagenknecht herauswerfen zu wollen. Es wirkt wie ein Versuch der Selbstverstümmelung.

Es ist dem Vernehmen nach nur eine kleine Gruppe von Genossen, die mit diesem Antrag dem Landesverband der Linken in Nordrhein-Westfalen den Wahlkampfauftakt vermiest. Die Linken-Ikone Wagenknecht ist Spitzenkandidatin im größten Bundesland. Ihre Gegner behaupten nun, dass sie der Partei mit ihrem streitbaren Buch "Die Selbstgerechten" schade. Die Partei muss sich mit diesem Antrag beschäftigen, so sind die Spielregeln.

Umso wichtiger ist es, dass die Parteiführung sofort klargemacht hat, für wie abwegig sie das Ansinnen hält. Wagenknechts Thesen sind dazu geeignet und gedacht, Debatten auszulösen, die nicht nur der Linken guttun können. Einen möglichen Schaden für die Partei aber richten hier andere an.

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