Aktuelles Lexikon:Vorlesung

Sie ist eine der wenigen Konstanten der vergangenen Jahrhunderte - und hat sich doch oft gewandelt. Eine Kurzgeschichte der Vorlesung.

Von Johannes Korsche

Die Tradition der Uni-Vorlesung begann im frühen Mittelalter aus einem Zwang heraus: Als der Buchdruck noch nicht erfunden war, konnte schließlich nicht jeder Student ein Buch aus der Bibliothek ausleihen. Also lasen Dozenten ihren Studenten aus eigenen oder auch fremden Werken vor und kommentierten den Inhalt, zunächst ausschließlich auf Latein. Es dauerte lange, bis an dieser Praxis gerüttelt wurde. Christian Thomasius, Professor für Philosophie und Rechtsgelehrsamkeit an der Universität Leipzig, kündigte 1687 als einer der ersten eine Vorlesung in deutscher Sprache an, Thema: "Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen in gemeinem Leben und Wandel nachahmen solle?" Daraufhin brach eine heftige Debatte aus. Nicht wegen des Inhalts, sondern weil dieser Thomasius sich tatsächlich erdreistete, die Vorlesung auf Deutsch zu halten! Weitere Innovationen wie Overhead-Projektoren und Powerpoint-Präsentationen folgten einige Jahrhunderte später, wenngleich nicht mehr ganz so heftig diskutiert. Anders die jüngste große Revolution: Online- und Podcast-Vorlesungen während der Corona-Pandemie. Die kamen bei vielen Studierenden nicht so gut an. Bei all den Veränderungen durch die Jahrhunderte scheint der Frontalunterricht immer noch am besten im Hörsaal aufgehoben zu sein.

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