Rolf Mützenich ist keine politische Rampensau. Er ist auch keiner, der die Leute besoffen reden kann. Der große Auftritt ist ihm eher peinlich. Er ist ein ausgesucht höflicher und bescheidener Mann, gewissenhaft und zuverlässig. Wenn man nicht wüsste, dass er seit fünf Jahren der Fraktionschef der Kanzlerpartei SPD ist – man würde es nicht glauben: Der Mann twittert nicht, er geht in keine Talkshows. Mit geostrategischen Perspektiven kennt er sich weit besser aus als mit Tiktok, dem Portal für Kurzvideos. Seine Welt ist der Bundestag, in dem er seit dem Jahr 2002 Politik macht und seine Politik erklärt. „Mütze, erklär mal“ ist zum geflügelten Wort geworden; Peter Struck, Verteidigungsminister und ein Vorgänger Mützenichs als SPD-Fraktionschef, hat es respektvoll geprägt. Mützenich ist nämlich einer, der die komplexe Welt der internationalen Beziehungen übersichtlich machen kann. Aber seine Gaben waren schon einmal gefragter als heute, auch in seiner Partei.
Verteidigungspolitik:In der SPD muss mehr Platz sein als nur für die Positionen eines Boris Pistorius
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Die Sozialdemokraten verstecken ihren Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich und tun so, als müsste man sich für dessen friedenspolitische Positionen genieren. Aber vielleicht schwindet die Macht der Partei ja genau deshalb.
Kolumne von Heribert Prantl
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