Süddeutsche Zeitung

USALosmarschiert und angehalten

Machtkampf bei den Republikanern: Mitch McConnell könnte in Trump seinen Meister finden

Von Hubert Wetzel

Von Napoleon I. soll das Feldherren-Bonmot stammen, wonach man, wenn man losgezogen sei, um Wien zu erobern, Wien auch tatsächlich erobern sollte. Anders gesagt: Wer dem Habsburger-Kaiser an den Kragen will, muss die Sache zu Ende führen.

Womit man bei Donald Trump und Mitch McConnell wäre. Der mächtige republikanische Senator hat am Wochenende mit dem früheren Präsidenten gebrochen, nachdem er vier Jahre lang gedeihlich mit ihm zusammengearbeitet hatte. Obwohl - hat er tatsächlich mit Trump gebrochen? Das ist die Frage. Denn McConnell hat zwar eine anklagende Rede gehalten, in der er Trump vorwarf, die Schuld am Sturm auf das Kapitol am 6. Januar zu tragen. Doch er hat eben auch gegen die Verurteilung Trumps wegen "Anstiftung zum Aufstand" gestimmt. Um in Napoleons Bild zu bleiben: McConnell ist auf Wien losmarschiert, hat aber im Mostviertel angehalten.

Trump fühlt sich dennoch angegriffen - zu Recht. Er hat mit einer ätzenden Stellungnahme gegen den "sauertöpfischen" McConnell zurückgeschlagen. Bei den Republikanern tobt jetzt ein Machtkampf zwischen dem Washingtoner Establishment, dem McConnell vorsteht, und dem Populistenflügel, der von dem Usurpator im floridianischen Exil geführt wird. Solche Kämpfe gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. Donald Trump hat sie fast alle gewonnen.

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