Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:Schadensbegrenzung

Auch wenn die US-Truppen ein bisschen länger im Land bleiben: Die Taliban kehren zurück. Der Westen ist gescheitert.

Von Tobias Matern

Die USA bleiben wahrscheinlich ein paar Monate länger mit ihren Truppen in Afghanistan als geplant. Aber am Fazit für diesen Einsatz ändert das nichts: Es geht nur noch um Schadensbegrenzung. Die Taliban werden zurück an die Regierung verhandelt, sie sollen sich mit einem Teil der Macht begnügen. Aber warum sollten sie das tun, wenn die Schutzmächte der afghanischen Regierung deutlich machen, dass sie noch zu einer allerletzten Kraftanstrengung bereit sind, aber nicht dazu, den Einsatz an die afghanische Realität anzupassen?

Große Teile des Landes stehen bereits unter Einfluss der Taliban. Die Islamisten haben gefordert, dass Tausende ihrer Kämpfer aus den Gefängnissen freikommen, das haben sie bekommen. Sie haben gefordert, erst nur mit den USA zu verhandeln, und haben der Supermacht einen Abzugstermin abgerungen. Das bringt sie für die Friedensgespräche mit der Kabuler Regierung in eine deutlich bessere Position - sie verzögern, stellen neue Forderungen, zeigen keine Kompromissbereitschaft.

Die Taliban haben 20 Jahre lang - mit Hilfe der Nachbarstaaten - einer technologisch deutlich besser ausgestatteten Allianz ein militärisches Patt abgetrotzt. Nun nutzen sie dies diplomatisch. Dass sie wieder die Geschicke des Landes mitgestalten sollen, belegt das Scheitern des Westens in diesem Krieg.

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