Es ist ungewöhnlich, dass ein Bundeskanzler in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zur Generalversammlung der Vereinten Nationen nach New York reist. Angela Merkel überließ die meisten Auftritte in der Debatte ihren wechselnden Außenministern, ihre Vorgänger hielten es nicht anders. Etliche Staats- und Regierungschefs haben dieses Jahr geschwänzt, der Brite Rishi Sunak etwa und der Franzose Emmanuel Macron. Die Entscheidung von Olaf Scholz, trotzdem erneut in der Generalversammlung aufzutreten, war der jämmerlichen Weltlage und dem andauernden Krieg gegen die Ukraine geschuldet und deshalb sicher richtig. Sie erhöhte allerdings auch die Erwartungen. Erwartungen, die Scholz - hier beißt sich die Katze in den Schwanz - wegen der jämmerlichen Weltlage kaum befriedigen konnte.
UN-Vollversammlung:All der Jammer in der Welt
Rede mit nostalgischem Unterton: Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem UN-Hauptquartier in New York.
(Foto: IMAGO/Thomas Trutschel/IMAGO/photothek)Olaf Scholz versucht vor den Vereinten Nationen Tröstendes in schweren Zeiten zu finden - und sieht für Deutschland eine diplomatische Marktlücke.
Kommentar von Daniel Brössler
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