Süddeutsche Zeitung

Ukraine:Ja zu Waffen

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Die Geberkonferenz hat dem angegriffenen Land zu Recht weitere Lieferungen zugesagt. Denn es ist ein ungleicher Kampf.

Kommentar von Nicolas Freund

Gar keine Waffen in ein Kriegsgebiet liefern zu müssen, wäre natürlich am besten. Denn mit Waffen werden Menschen getötet und Dinge zerstört. Das ist ihr einziger Zweck, und das darf auch bei Lieferungen, die langsam zur Routine werden, nicht vergessen werden. Mehr Waffen in einem Kriegsgebiet bedeuten aber nicht automatisch mehr Tod, Leid und Zerstörung. In den richtigen Händen können sie auch helfen, genau das zu verhindern. Deshalb ist es richtig, dass bei der Geberkonferenz in Kopenhagen nun entschieden wurde, die Ukraine im Kampf gegen die russische Invasion weiter mit Waffen zu beliefern sowie Soldaten auszubilden und bei der Beseitigung von Landminen zu helfen. Schon allein, weil die Ukraine gegen das wirtschaftlich und militärisch überlegene Russland ohne westliche Hilfe sonst keine Chance hätte.

Die Gegner sind nicht ebenbürtig, die Aggression geht von Russland aus

Die Bedenken, die zuvor wiederholt geäußert wurden, haben sich inzwischen auch als übertrieben erwiesen: Ukrainische Streitkräfte haben gezeigt, dass sie den Umgang mit komplexen Waffensystemen schnell lernen und diese einzusetzen wissen. Auch ein Übergreifen des Krieges auf Russland oder Belarus durch weitreichende Waffen ist sehr unwahrscheinlich - die Ukraine hat kein Interesse an einer Eskalation.

Und anhaltende Forderungen, wie sie von manchen Politikern und Aktivisten immer wieder erhoben werden, man solle keine Waffen liefern, um den Krieg nicht zu verlängern, lassen außer Acht, dass sich in dem Konflikt nicht zwei ebenbürtige Parteien gegenüberstehen, die den gleichen Einfluss auf den Kriegsverlauf haben. Denn die Aggression geht ausschließlich von Russland aus. Moskau kann den Krieg sofort beenden, Kiew kann das nicht. Die Regierung dort hat derzeit keine andere Möglichkeit als die Verteidigung mit Waffengewalt. Und weil der russische Angriff nicht nur der Ukraine, sondern auch der westlichen, liberal-demokratischen Gesellschaftsordnung gilt, sollte man ihr alle Möglichkeiten zu dieser Verteidigung geben.

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