Waldbrände:Politischer Blindflug

Weil die Regierung Erdoğan die Brandschutzfliegerei outgesourct hat, fehlen dem Land einsatzfähige Löschflugzeuge

Von Tomas Avenarius

Es ist erst einige Jahre erst, da bedankten sich die Griechen, Israelis und Georgier überschwänglich, lobten die Katastrophenschutz-Expertise der Türken. Ankara hatte den Staaten, in denen damals Waldbrände wüteten, Löschflugzeuge geschickt. Am Steuerknüppel saßen erfahrene Piloten, die verheerenden Feuer konnten dank türkischer Hilfe rascher eingedämmt werden.

Heute ist alles anders. Nun brennt die Südtürkei. Ferienregionen wie Bodrum oder Antalya sind bedroht, Menschen sterben, Einheimische verlieren alles, ausländische Touristen müssen evakuiert werden. Nur die türkischen Löschflugzeuge, die fehlen. Statt dessen werfen russische oder ukrainische Maschinen Wasser über den lodernden Wäldern ab. Angemietet werden sie für viel Geld, ihr Einsatz läuft nicht rund.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan muss zugeben, dass sein Land derzeit kein einziges flugfähiges Löschflugzeug hat. Es gibt nur noch Hubschrauber. Die Regierung hat den Brandschutz outgesourct, sich in den vergangenen Jahren nicht mehr für die Maschinen und Crews der Feuerschutzfliegerei interessiert. Das kostet nun. In Zeiten, in denen der Klimawandel Naturkatastrophen wie Waldbrände wahrscheinlicher macht, ist es nicht nur in der Türkei höchste Zeit für eine Rückbesinnung auf staatliche Kernaufgaben.

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