TIMSS-Studie:Das ist kein Erfolg

Es reicht nicht, Herausforderungen zu erkennen, man muss sie annehmen.

Von Paul Munzinger

Wenn es darum geht, Stillstand als Erfolg zu verkaufen, hat die deutsche Bildungspolitik längst Routine. Aus stagnierenden Leistungen, das ist der Trick, macht sie "stabile Ergebnisse trotz steigender Herausforderungen". So war es Ende des vergangenen Jahres beim IQB-Bildungstrend und bei der Pisa-Studie. Und so ist es nun bei TIMSS, einer internationalen Untersuchung, die den Leistungsstand von Viertklässlern in Mathematik und Naturwissenschaften misst und Deutschland im EU-Vergleich wieder unterdurchschnittliche Ergebnisse bescheinigt. Und die Politik sagt: Niveau gehalten.

Das ist kein Erfolg. Und es kann nicht der Anspruch eines Landes sein, dessen einziger Rohstoff Bildung ist - der Satz ist so überstrapaziert, dass er schon ganz ausgeleiert klingt. Es stimmt: Die Schulen stehen vor steigenden Herausforderungen, die Klassen werden vielfältiger, der Unterricht aufwendiger. Doch das gilt auch für Österreich - und dort ist das Niveau gestiegen. Es reicht nicht, Herausforderungen zu erkennen, man muss sie annehmen.

Die TIMSS-Studie mahnt eindringlich, mehr in die Bildung kleiner Kinder zu investieren und die Grundschulen zu unterstützen. Schon in Klasse vier hat ein Viertel der Schüler den Anschluss verloren, viele werden ihn nie wiederfinden. Und durch Corona, so muss man befürchten, werden es noch mehr.

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