Ernährung:Das Sauwohl-Label

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Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will beim Tierwohl Ernst machen und plant eine Kennzeichnungspflicht für Fleisch.

Von Jens Schneider

Es ist eine kleine, tägliche Lebenslüge am Essenstisch von vermutlich vielen Bürgern. Niemand sieht gern, dass Tiere leiden, weil sie in quälender Enge und nicht artgerecht gehalten werden. Und prinzipiell wird es nur wenigen im Land, wenn man sie danach fragt, egal sein, wie die Tiere gehalten werden, deren Fleisch sie verzehren. Nur beim Einkauf sieht es anders aus. Gewählt wird oft, was billig ist. Das ist bei vielen eine Frage des Geldbeutels, oft aber auch eine Frage der Transparenz bei der Auswahl. So mag es helfen, wenn Verbraucher künftig durch eine entsprechende Kennzeichnung wissen, woher Fleisch kommt, das ihnen angeboten wird. Da ist die Initiative von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir für ein Tierwohl-Label ein erster Schritt, immerhin.

Die von ihm geplante Kennzeichnungspflicht für Fleischprodukte ist Kritikern aber nicht umfassend und präzise genug. Sie bezieht sich auf die Form der Haltung der Tiere, nicht auch auf andere Kriterien. Auch soll sie zunächst nur für Schweinefleisch gelten, ein verbindlicher Zeitplan fehlt. Immerhin aber versucht der Grünen-Politiker, in einem heiklen politischen Umfeld ein Startsignal zu setzen.

Doch ein mehr oder auch weniger buntes Etikett wird - Özdemir weiß das selbst - nicht reichen, um die Situation zu verbessern. Wer wirklich etwas für das Tierwohl tun will, wird Regeln setzen und viel Geld einsetzen müssen - und muss klären, woher dieses Geld kommen soll. Bauern, die auf eine artgerechtere Haltung umstellen, brauchen Förderung für den Umbau von Ställen. Sie brauchen auch die Sicherheit, dass sich die Umstellung für sie langfristig lohnt. Özdemir hat bei der Vorstellung seiner Pläne selbst klargemacht, dass die bisher eingeplante Milliarde dafür nicht genügen dürfte. Die Ampelkoalition ist sich uneins. Nun wird es darauf ankommen, dass sich in diesem Bündnis alle Partner, auch die FDP, zu einer echten Lösung für mehr Tierwohl durchringen.

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