MeinungSyrien:Die Gräuel des Assad-Regimes verlangen nach Gerechtigkeit, nicht nach Rache

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Kommentar von Ronen Steinke

Lesezeit: 2 Min.

Im berüchtigten Gefängnis Saidnaya sollen Tausende Menschen gefoltert worden sein, jetzt suchen dort die Menschen nach Hinweisen auf den Verbleib ihrer Angehörigen. (Foto: Getty Images/Getty Images)

Damit die syrische Gesellschaft aus dem Schatten der Diktatur treten kann, müssen die Folterer vor Gericht gestellt werden. Dafür eignete sich doch ein internationales Tribunal wie in Kambodscha? Nicht unbedingt.

Die Menschen in Syrien sind, genau wie in den meisten anderen Ländern der Welt, keine rachsüchtigen Geister. Wenn sie jetzt freudig erleben, wie sich die elektronisch verriegelten Türen zu den Folterkellern des Assad-Regimes öffnen, dann ist ihr erster Gedanke nicht der, wie man möglichst schnell Vergeltung üben könne. Die Gräuel, die dieses Regime ihnen mehr als ein halbes Jahrhundert lang angetan hat, kann niemand ungeschehen machen. Wichtiger ist jetzt, nach vorne zu schauen, eine bessere Zukunft aufzubauen. Aber klar ist: Wie immer diese Zukunft aussehen wird, es kann nicht akzeptabel sein, wenn im neuen Syrien die gewöhnlichen Taschendiebe im Gefängnis landen und die größten Verbrecher – das heißt, die Folter-Sadisten, aber auch die Assad-Generäle mit ihren Fassbomben – frei herumlaufen, als wäre nichts gewesen.

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