Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Die Vertreiber

Demokratie à la Kirche: Eine Minderheit darf alles blockieren.

Alles ist exakt so gelaufen, wie es den Regeln entspricht. Vor drei Jahren begannen die Kleriker und diejenigen, die in der katholischen Kirche "Laien" genannt werden, eine Reformdebatte, den Synodalen Weg. Eine Satzung wurde geschrieben, in der steht, dass Beschlüsse nur mit Zweidrittelmehrheit gefasst werden - die zugleich eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe enthalten muss. Nun ist beim vierten Treffen des Synodalen Wegs ein Text zur Sexualmoral gescheitert. Zwar wurde die Zweidrittelmehrheit mit 82 Prozent insgesamt deutlich übertroffen. Aber es stimmten nur knapp 60 Prozent der Bischöfe zu. So geht Demokratie à la Kirche: 40 Prozent können verhindern, was mehr als 80 Prozent wollen.

Natürlich besteht nun Anlass zur Frage, ob die sogenannten Laien in einer Hinsicht nicht tatsächlich Laien sind: dass sie sich auf die Zweidrittel-Klausel bei den Bischöfen eingelassen haben. Kommt ja nicht völlig überraschend, dass es dort Männer gibt, denen jede Reform zuwider ist. Aber diese Frage ist nachrangig.

Entscheidend ist: Diese Kirche hat sich über Jahrzehnte auch als Vereinigung organisierter Sexualkriminalität erwiesen. Und nun verhindern Bischöfe einen Text, in dem Schuld festgestellt sowie beklagt wird, dass die Kirche durch eine Fixierung der Sexualität auf die Ehe "Menschen ausgegrenzt, tief verletzt und in ihrer Menschwerdung behindert" hat. Was gibt es an dem Satz abzulehnen? Immer wieder erstaunlich, mit welcher Akribie so viele Bischöfe daran arbeiten, die Gläubigen zu vertreiben.

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