Sudan:Die Angst trägt Uniform

Sudan: Protest gegen den Militärputsch in Khartoum.

Protest gegen den Militärputsch in Khartoum.

(Foto: AFP)

Die Demokratiebewegung im Sudan hat viele Anhänger - und das Militär die Macht. Warum sich die Generäle so sehr vor dem Wandel fürchten.

Kommentar von Arne Perras

Am Nil putscht der starke Mann des Militärs, aber natürlich nennt er das alles ganz anders. Sudans General Abdel Fattah al-Burhan stilisiert sich zum Retter und Beschützer der Nation, er wolle nur das Beste für sein Land - und Demokratie sowieso. Überraschend kommt der Staatsstreich nicht, nachdem die mühsam zusammengebundene Übergangsregierung aus zivilen Kräften und Vertretern der Armee nie recht funktionierte. Zuletzt war sie die Bühne für wachsende Spannungen und ließ einen Knall erwarten.

Das grundlegende Problem, das einen Wandel im Sudan erschwert, hat sich in all den Jahren nicht verändert: Die Anhänger der Demokratiebewegung sind zwar zahlreich und entschlossen, sie können aber die Generäle nicht einfach zurück in ihre Kasernen beordern, wo diese eigentlich hingehören. Denn obwohl es die Sudanesen 2019 schafften, sich aus der brutalen Diktatur des Massenmörders Omar al-Baschir zu lösen, haben sich die Kräfteverhältnisse nicht generell umgekehrt: Die Armee bleibt die mächtigste Institution, und keiner kann einfach an ihr vorbeiregieren.

Al-Burhan mag den Coup mit schönen Floskeln verkleiden, tatsächlich zeigt sein Schritt, in welchen Schwierigkeiten die Demokraten im Sudan nun stecken. Den Generälen fehlt der Wille zur ehrlichen Reform. Ihnen sind andere Dinge wichtig: Erstens wollen sie einen Weg finden, wirtschaftliche Pfründe zu retten, die sie mit ihren Clans angehäuft haben. Zweitens stemmen sie sich dagegen, mutmaßliche Verbrechen aufzuarbeiten, in die das Militär in all den Kriegen und Aufständen verwickelt gewesen ist.

Wenn al-Burhan nun verkündet, er löse das Kabinett auf, weil es eine Bedrohung für das Land darstelle, dann zeigt er vor allem, wie sehr sich die Armeeoberen vor tiefgreifenden Veränderungen fürchten. Gut möglich, dass der Sudan erneut in wilde Zeiten driftet, weil jeder Putsch den Frust des Volkes nur noch steigert.

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