In älterer Literatur bedeutete „Stadtbild“ zunächst dasselbe wie die Ansicht einer Stadt von einem Aussichtsplatz aus oder, wie man auch sagte, der „Prospekt“ einer Stadt; viele Städte waren ja früher auch recht überschaubar. Bei modernen Stadtplanern dient der Begriff als eine Art kollektive Gesamtvorstellung der urbanen Gesellschaft, die sich konkret an einem Ort in ihrer Vielfalt zeigt. Dieses Stadtbild ist zugleich etwas historisch Gewachsenes, dessen bauliche Eigenheiten die Architektur nicht allzu mutwillig und sprunghaft verändern sollte. Aus der Spannung, dass man sich das Stadtbild als einheitliches Ganzes vorstellt, und der Tatsache, dass es historisch stets Veränderung gibt, haben sich immer wieder eifrige Debatten ergeben: über Schönheit, Nützlichkeit und „Bausünden“, über die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums oder zu hohe Hochhäuser. Landläufig drückt das Wort schlicht aus, wie es halt so aussieht in einer Stadt, wozu natürlich auch die Menschen gehören, die sich im Stadtraum bewegen. Wenn das Stadtbild als problematisch empfunden wird, dann fungiert das Wort zuletzt immer öfter als Chiffre dafür, dass zu viele Einwanderer auf den Straßen zu sehen seien – ein Sprachgebrauch, den einige Unionspolitiker bis hin zum Kanzler nun übernommen haben.
Aktuelles LexikonWas ist das Stadtbild?

Landläufig drückt das Wort schlicht aus, wie es halt so aussieht in einer Siedlung. Und daran scheint sich gerade der Kanzler zu stören.
Von Johan Schloemann