SPD:Opposition gegen sich selbst

Mit ihren überreizten Attacken auf den Koalitionspartner schaden die Sozialdemokraten dem eigenen Wahlkampf. Warum bloß?

Von Joachim Käppner

"In der Auswahl seiner Feinde kann man nicht sorgfältig genug sein", hat Oscar Wilde in "Das Bildnis des Dorian Gray" geschrieben. Die SPD-Spitze erscheint von solchen Weisheiten unberührt. Ihre Kritik an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wegen angeblich untauglicher Corona-Masken klingt so schrill und überreizt, dass sie allen schadet: der Aufklärung des Sachverhalts, der Koalition und vor allem der SPD selbst.

Selbst die furchtbare Wahlniederlage in Sachsen-Anhalt ist ganz offenkundig weder für Saskia Esken noch für Norbert Walter-Borjans und das SPD-Wahlkampfteam irgendein Anlass zur Besinnung. Die Sozialdemokraten gebärden sich, als hätten sie mit der Regierung eigentlich kaum etwas zu tun. Wenn man so will, opponieren sie gegen sich selbst, noch dazu mit bemerkenswerter Stillosigkeit: Die neuen Attacken gegen Spahn wirken wie jene kopflosen Twitter-Debatten, in denen der Beifall der Gleichgesinnten höchstes Ziel ist.

Doch der Preis ist hoch, zu hoch: Die SPD hat doch gerade in der Sozialpolitik als Regierungspartei Enormes durchgesetzt, vom Mindestlohn bis zur Grundrente. Aber wer spricht schon davon, wenn man wie besessen den Partner und damit die Koalition schlechtredet? Dorian Gray blieb übrigens immer jung. Die Strategie der SPD-Führung sieht mit jedem Monat älter aus.

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