SPD:Esken und ihre Pläne

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Die Parteivorsitzende würde schon auch gerne Ministerin sein. Nun könnte ihr ein altes Argument von ihr selbst in die Quere kommen.

Kommentar von Mike Szymanski

Eine Herzenssache scheint der Parteivorsitz für Saskia Esken nicht mehr zu sein: Nachdem die Führungsgremien der SPD sie und Generalsekretär Lars Klingbeil am Montag als Wunschbesetzung für die nächste Parteispitze nominiert haben, ließ Esken bei einem Presseauftritt wissen: Ambitionen auf ein Ministeramt habe sie deshalb noch lange nicht aufgegeben. Sie wolle "nicht in alle Ewigkeit" ausschließen, doch noch ins Kabinett einzusteigen. Esken, 60 Jahre, sieht ihr Karriereende also noch lange nicht im Parteivorsitz gekommen.

Wie ein Wahltriumph doch die Genossen verändert: Als Saskia Esken sich 2019 an der Seite von Norbert Walter-Borjans um die Parteiführung bewarb, vertrat sie noch die Ansicht, SPD-Vorsitzende sollten nicht der Regierung angehören. Nur so könnten sie unabhängig vom Regierungsgeschäft im Sinne der Partei agieren. Damals verfolgte sie aber auch das Ziel, die SPD aus der ungeliebten großen Koalition herauszubrechen - und in die Opposition zu gehen. Im Wahlkampf wiederum sah es lange danach aus, dass die SPD einer neuen Regierung nicht mehr angehören würde. Wäre es so gekommen, hätte sie außer Partei- und Fraktionsvorsitz kaum mehr Posten mit Einfluss zu vergeben gehabt. Nun ist Olaf Scholz bald Kanzler, und die SPD eine Kanzlerpartei.

Der Parteivorsitz schrumpft in der Wertigkeit damit: auf eine Job-Option von vielen. Womöglich ist sie nicht einmal mehr die attraktivste. In Form des Kanzleramts entsteht ein neues Kraftzentrum, das in Konkurrenz zum Willy-Brandt-Haus stehen wird. Der Parteivorsitz als "das schönste Amt neben dem Papst", wie es Franz Müntefering mal formuliert hatte? Von wegen. Parteivorsitzende ist Esken schon, Päpstin wird sie nicht. Wenn sie nun offensichtlich erwägt, zusätzlich Ministerin zu werden, ist die Frage: Akzeptiert die SPD dies 2021 noch - oder findet sie inzwischen nicht das Esken-Argument von 2019 viel zu überzeugend?

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