Literatur:Ein spanischer Krimi

Literaturpreis Planeta in Barcelona verliehen

Die Schriftsteller Jorge Díaz, Agustín Martínez und Antonio Mercero, Gewinner der 70. Ausgabe des Literaturpreises Planeta, die unter dem Pseudonym Carmen Mola schreiben, halten ihre Auszeichnung in den Händen.

(Foto: Kike Rincón/dpa)

Hinter dem Pseudonym der Bestseller-Autorin Carmen Mola verbargen sich drei Männer. Spanien hat einen neuen Literaturskandal. Aber wer ist hier eigentlich das Opfer?

Von Karin Janker, Madrid

Der Literaturbetrieb hat einen neuen Krimi. Diesmal spielt er in Spanien und wie in jedem guten Krimi gibt es auch hier Bösewichte, Opfer und ein Motiv. Drei Männer mittleren Alters, alle drei mittelmäßig erfolgreiche Autoren, die sich bereits an eigenen Büchern versucht haben, ihr Geld aber vor allem mit dem Schreiben von Fernseh-Drehbüchern verdienen, haben sich eine Frau erfunden. Sie nannten sie aus einer Laune heraus Carmen Mola und schrieben unter diesem Pseudonym Romane. So weit der Tatbestand.

Bei der Verleihung des Premio Planeta, des höchstdotierten Literaturpreises der Welt, lüfteten Jorge Díaz, Agustín Martínez und Antonio Mercero an diesem Wochenende das Geheimnis, dass sie hinter Bestsellerautorin "Carmen Mola" stecken. Nun diskutiert Spanien, wer die Opfer dieses Skandals sind. Ist es Carmen Mola, die Frau, deren anzüglich klingender Name auf diese Weise geschändet und ausgebeutet wurde? Wohl kaum, die Frau ist erfunden. Sind es all die Frauen der Literaturgeschichte, die Brontë-Schwestern, Mary Shelley oder Mary Anne Evans, deren Bücher nicht hätten erscheinen können, wenn sie nicht verheimlicht hätten, dass sie Frauen sind? Die Idee ausgleichender historischer Ungerechtigkeit führt ebenfalls nicht weit.

Sind es also Carmen Molas Leser, die erwartet hatten, es mit einer Autorin zu tun zu haben? Die Kritiker, die ihr Fragen zu ihrem Familienstand schickten und ihre Antworten abdruckten? Oder gar die Jury des Premio Planeta, die statt einer Frau nun drei Männer mit einer Million Euro Preisgeld überschüttet? All sie, der Literaturbetrieb und in zweiter Instanz auch die Leser, fielen ja nur zu gern auf die Geschichten über Carmen Mola herein und spielten so das Spiel mit.

Das wahre Opfer in dieser Geschichte ist demnach die Glaubwürdigkeit der Autorenbiografie - ein Genre, dem man weder zu viel Glauben noch zu viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Bleibt nur noch die Frage nach dem Motiv: Es ging ums Geld, natürlich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: